Berlin (BTK) – So wie unser täglich Brot, so selbstverständlich ist für die meisten Menschen auch ein Glas frische Milch, eine Tasse Kakao, der Joghurt am Morgen oder ein leckerer Käse zum Wein. Über die Herkunft des Lebensmittels Milch wissen Viele – vor allem Großstädter – allerdings erstaunlich wenig; so löst selbst die Tatsache, dass eine Kuh erst mal ein Kalb gebären muss, damit sie Milch gibt, oft schon Erstaunen aus …
Umso beschämender ist es, dass ein so bedeutendes Lebensmittel mehr und mehr zum Billigprodukt und zu Dumpingpreisen „verramscht“ wird: Erst Anfang Mai gab es bei einigen Discountern Preissenkungen auf konventionell erzeugte und Bio-Milch. Aktuelle Auszahlungspreise von unter 20 Cent pro Liter Rohmilch durch die Molkereien sorgen für Unmut und lassen den Ruf nach einer Wiedereinführung der Milchquote laut werden.
„Für Milchbauern ist es kaum noch möglich, wirtschaftlich und kostendeckend zu arbeiten. Zwar ist der Preis für Bio-Milch höher und immer mehr Verbraucher greifen zu diesen Produkten. Doch ist die Umstellung auf ‘Bio’ langwierig und mit hohen Kosten verbunden. Betriebe, die ihren Kühen mehr Tierwohl bieten wollen, bleibt für nötige Tierschutzinvestitionen oft keine Luft mehr“, erläutert Dr. Uwe Tiedemann, Präsident der Bundestierärztekammer.
Mit Sorge beobachten Tierärzte den Trend in der Milchviehhaltung, die Milchmenge pro Kuh immer weiter zu steigern, um damit Einkommensverluste vermeintlich auszugleichen. Tiedemann: „Eine Milchmädchenrechnung, denn die Zucht auf Hochleistung führt auch zu erhöhter Krankheitsanfälligkeit und einer verkürzten Lebens- und damit Nutzungsdauer. Wir tragen eine Mitverantwortung dafür, Tiere nicht auf ihren kommerziellen Nutzwert zu reduzieren und die Milchleistungssteigerung ins Unendliche zu treiben.“ Die Delegiertenversammlung der Bundestierärztekammer hat darum erst im April eine Resolution verabschiedet, in der rechtliche Regelungen für die Zucht von Nutztieren gefordert werden
Zum Internationalen Tag der Milch fordert die deutsche Tierärzteschaft darum faire Milchpreise durch Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel. Das Bemühen um tierschutzgerechte Haltung und der daraus resultierende höhere Preis für Milchprodukte müssen für den Verbraucher eindeutig erkennbar sein. „Ein einheitliches Label für solche Produkte ist überfällig. Den Äußerungen von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt zu einem staatlichen Tierwohllabel sollten nun auch Taten folgen!“, erklärt BTK-Präsident Tiedemann.
Beliebte Videos:
- Gesichter der Branche: Sascha Waibel
- FDP stellt sich hinter Agrarminister Schmidt bei Glyphosat-Entscheidung
- Gülleausbringung in Notsituationen auch in der Sperrfrist erlaubt
- Tiergesundheit und die Einführung neuer Haltungssysteme im Fokus der Schweinehaltung
- Der große Kampf gegen den Hunger
- Julia Klöckner: „Recht auf qualitativ hochwertige Nahrung ist unsere Maßgabe!“
- Interregionale Zusammenarbeit stärken
- Bei Verhaltenskodex endlich konkret werden