Wie alles begann



Im Jahre 1974 entdeckten Wissenschaftler ein neues Virus, das sie als "Porcines Circovirus 1" bezeichneten. Für dieses Virus wurden jedoch noch keine krankmachenden Eigenschaften beschrieben. Wenige Jahre überschlugen sich die Ereignisse und in den Schweinebeständen entwickelte sich ein teilweise dramatisches und vielgestaltiges Krankheitsbild, welches Tierärzte und Landwirte vor völlig neue Herausforderungen stellte.




  • 1997 wurde ein nahverwandtes Porcines Circovirus entdeckt, das "Porcine Circovirus 2". Für diese sogenannte PCV2 konnte erstmals ein Zusammenhang mit dem PMWS beschrieben werden
  • 1998 waren die ersten nachgewiesenen Fälle von PCV2 in Deutschland zu verzeichnen
  • 2000 - 2001 PMWS Welle in Deutschland
  • heute findet sich das Virus in fast jedem deutschen Schweinebetrieb, auch wenn es nicht in jedem Fall zu klinischen Krankheitserscheinungen führt
Der früheste Nachweis des PCV 2-Virus gelang an der Tierärztlichen Hochschule Hannover aus einer Gewebeprobe, die dort seit 1962 dort lagerte. Ähnliche Virusfunde, wenn auch nicht so weit zurückliegend, wurden auch in anderen Ländern (1985 / 1986) gemacht. Es drängt deshalb die Frage auf, welche Änderungen in der Schweinehaltung und am PCV 2 aufgetreten sind, die möglicherweise einen Einfluss auf das PMWS-Geschehen haben könnten.

Einige Argumente sprechen dafür, dass irgendwann vor 1996 eine aggressivere PCV 2-Variante aufgetreten ist und sich dann über Europa verbreitet hat. Ordnet man den Ländern Europas das Jahr des ersten Berichts über das Auftreten des PMWS zu, so erkennt man eine Fortschreiten des Phänomens PMWS ausgehend von Frankreich und Spanien in Richtung Nord - und Osteuropa. Selbst in einzelnen Ländern ist eine Bewegung des Phänomens PMWS zu erkennen. So hat eine Studie der "University of Warwick" (Coventry) in Großbritannien eine eindeutige Süd-Nord-Bewegung dokumentiert. Man kann spekulieren, dass über die an der Südküste gelegenen Häfen und den 1996 eröffneten Kanaltunnel "Etwas" auf die britische Insel gelangte. In dieser Studie wurde sowohl ein Zusammenhang mit Tierzukauf als auch mit der Nähe zu anderen vom PMWS betroffenen Betrieben festgestellt. Hygienisch schlecht abgeschirmte Betriebe (mangelhafte "biosecurity") waren häufiger betroffen.

Sehr interessant ist die Beobachtung der Wissenschaftler, dass das PMWS auch durch Personen übertragen werden kann. Sie spekulieren, dass Menschen das Virus selbst unerkannt im Körper (Rachenmandeln) beherbergen können. So wäre es möglich, dass das Virus über Flugreisen von Kontinent zu Kontinent gelangt.

Diese Beobachtungen belegen, dass es unausweichlich ist, Schweinebestände abzuschirmen und Tiere nur aus kontrollierter Herkunft zuzukaufen.

Virus

PCV2: Ein Steckbrief

  • mit nur 17 nm Durchmesser das kleinste bekannte Virus des Schweins
  • unbehülltes DNA Virus
  • hohe Widerstandsfähig gegen Inaktivierung

Themen:

Diagnose unvermeidlich

Häufig wird mit dem Schlagwort "Circo" alles das auf einem schweinehaltenden Betrieb erklärt, was mit Standardmaßnahmen nicht behandelt werden kann. Um die ursächliche Beteiligung des Circovirus - gelegentlich auch einmal als "Zirkusvirus" verballhornt - zu belegen, muss das Virus und die typischen Veränderungen in den Lymphknoten auch tatsächlich nachgewiesen werden. So gestattet allein das Auftreten von Hautveränderungen und Fieber noch nicht die Diagnose "Circovirose". Hautveränderungen können auch durch Staphylokokken, Räudebbedingten Juckreiz oder einen Zinkmangel hervorgerufen werden. Im letztgenannten Fall wären die Zink- und Kalziumgehalte und das Mengenverhältnis beider Substanzen im Futter zu prüfen.