Rinderkokzidiose: Durchfall und mehr

Die Rinderkokzidiose ist häufig die Ursache für verringertes Wachstum und eine vermehrte Krankheitsanfälligkeit bei Kälbern. Dennoch wird die Problematik der Kokzidiose und deren zum Teil erheblichen wirtschaftlichen Schäden häufig unterschätzt.


[Foto: erkranktes Einzeltier in einer Gruppe]

Besonders die subklinische Kokzidiose, bei der keine eindeutigen Symptome erkennbar sind, ist weit verbreitet und schwer zu erkennen.

Ganzjähriges Krankheitsrisiko

Kokzidiose bei Kälbern tritt das ganze Jahr über auf. Die Erkrankung trifft hauptsächlich ab der 6. Lebenswoche bis zum 12. Lebensmonat auf! In Ausnahmefällen bis zum 18. Lebensmonat. Die älteren Tiere haben oft durch den ständigen Kontakt mit den Parasiten eine gewisse Immunität entwickelt. Die Kälber sind hingegen anfälliger für solche Krankheiten – besonders unter schlechten hygienischen Bedingungen, bei Stress oder Umgebungsveränderungen.

Das klinische Krankheitsbild

Die klinische Erkrankung der Kokzidiose tritt auf, wenn junge Kälber einem hohen Infektionsdruck ausgesetzt sind und/oder ihr Immunstatus beeinträchtigt ist.

In schlimmsten Fällen kann es zum Tod aufgrund von Erschöpfung, Nährstoffverlusten über den Durchfall und Austrocknung kommen. Die Tiere, die eine schwere klinische Kokzidiose überleben, erholen sich auf Grund der dauerhaften Schäden an der Darmschleimhaut nie wieder vollständig – sie bleiben ein Kümmerer in schlechter Verfassung.


Erkrankte Kälber zeigen:

  • Appetitlosigkeit
  • körperliche Schwäche
  • Fieber
  • Durchfall
  • Austrocknung
  • schmerzhaften Kotdrang
  • allgemeine Anzeichen für Schmerzen

Die subklinische Erkrankung

Die Mehrheit der Kokzidiose-Erkrankungen ist subklinisch. Die eindeutigen klinischen Symptome treten hier nicht auf.
Die Kälber zeigen allgemein eine schlechtere Verfassung als die gesunden Tiere. Symptome sind:

  • schlechte Gewichtszunahme
  • sub-optimale Futterverwertung
  • trockener, grober Kot
  • wenig Appetit

Das verringerte Wachstum und die verringerte Gewichtszunahme sind die wichtigsten Zeichen von subklinischer Kokzidiose. Obwohl keine eindeutigen Symptome vorliegen, kann die Gewichtszunahme um 12 % geringer sein als bei gesunden Tieren und damit erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen. Die Schwierigkeiten der Diagnose verbunden mit fehlendem Bewusstsein für die Krankheit hat zur Folge, dass subklinische Kokzidiose häufig übersehen wird.

Literatur:

Fitzgerald PR (1980):
The economic impact of coccidiosis in domestic animals.
Adv Vet Sci Comp Med. 24:121–143.


Bürger HJ (1983):
Eimeria-Infektionen beim Rind.
Berl Münch Tierärztl Wochenschr. 96:350–357.

Fox JE (1985):
Coccidiosis in cattle.
Mod Vet Pract. 66:113-116.

Gräfner G, Graubmann HD, Schwartz K, Hiepe T, Kron A (1985):
Weitere Untersuchungen zu Vorkommen, Epizootiologie und Bekämpfung der Eimeria-Kokzidiose des Rindes unter den Bedingungen der intensiven Stallhaltung.
Mh Vet Med. 40:41-44.

Cornelissen AW, Verstegen R, Van den Brand H, Perie NM, Eysker M, Lam TJ, Pijpers A (1995):
An observational study of Eimeria species in housed cattle on Dutch dairy farms.
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Matjila PT, Penzhorn BL (2002):
Occurrence and diversity of bovine coccidia at three localities in South Africa.
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Gjerde B, Helle O (1991):
Chemoprophylaxis of coccidiosis in lambs with a single oral dose of toltrazuril.
Vet Parasitol. 38:97-107.

 

Was ist Kokzidiose?

graficKokzidiose ist eine Krankheit, die durch einzellige Parasiten (Kokzidien) verursacht wird, die im Darm-Trakt leben. Die Spezies, die die Krankheit herbeiführen, werden überwiegend im Dünndarm gefunden und schädigen dort die Zellen der Darmwand. Diese Zellschädigungen im Darm sind für die ökonomischen Schäden verantwortlich, die mit Kokzidiose verbunden werden.

In mehr als 80 % der Betriebe gibt es krankmachende Kokzidienarten!

grafic Zum Vorkommen von Kokzidien wurden mehrere Studien durchgeführt. Eine Untersuchung 2006/ 2007 in Schleswig-Holstein und der Wesermarsch hat ergeben, dass in mehr als 80 % der untersuchten Betriebe in beiden Regionen krankmachende Kokzidienarten vorkommen. Betrachtet wurden die Stall- wie auch die Weidehaltung. Diese Ergebnisse werden von einer weiteren, bundesweit durchgeführten Studie 2007 bestätigt: auch hier sind in mehr als 73 % der Betriebe krankmachende Kokzidienarten nachgewiesen worden.

Kokzidien haben eine enorme Vermehrungsfähigkeit!

Besonders gut können Oozysten (unreife Eizellen d. Kokzidiose) in feuchten Bereichen überleben – unter guten Bedingungen ein Jahr und mehr. Daher ist es besonders wichtig, dass neben einer gründlichen Reinigung und Desinfektion auch regelmäßig der Kot der Tiere entfernt wird. Bei der Desinfektion ist darauf zu achten, dass die verwendeten Mittel auch gegen Kokzidien wirken. Außerdem sollten Tränken und Tröge so angebracht sein, dass kein Kot in das Futter oder Wasser gelangen kann. Feuchte Bereiche auf der Weide oder im Stall sind zu vermeiden. Bei der Weide ist es wichtig zu beachten, dass Jungtiere nicht auf Weiden ausgetrieben werden, auf denen vorher (oder im Vorjahr) infizierte Tiere gestanden haben.

Risikofaktoren!

In fast jedem Rinderbetrieb kommen Kokzidien vor. Allerdings haben Betriebe mit guter Hygiene erheblich weniger Probleme mit Kokzidiosen.

Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die die Gefahr der Kokzidioseinfektion erhöhen können:

  • Einstallen im Herbst
  • Umstallen
  • Futterwechsel
  • Austrieb auf infizierte Weiden
  • Transport
  • schmuddeliges Einstreu
  • nachteiliges Klima
  • unzureichende Desinfektion
  • hohe Besatzdichte
  • Gemeinsame Haltung von Kälbern unterschiedlichen Alters innerhalb einer Gruppe
  • unzureichende Biestmilchversorgung
  • mangelnde Futterqualität
  • verschmutzte Futtertröge

Literatur

Immunität von Kälbern gegen Kokzidiem. Posterpräsentation vom 24. Welt-Buiatrik-Kongress 2006, Nizza.

Kosten-Nutzen-Analyse einer Behandlung. Posterpräsentation vom 24. Welt-Buiatrik-Kongress 2006, Nizza.

Kokzidiose-Metaphylaxe in einer Charolais Mutterkuhherde . Posterpräsentation vom 24. Welt-Buiatrik-Kongress 2006, Nizza.

Kokzidiose: Ein unterschätztes Problem?. Milchrind, 4 / 2007.

Kälberdurchfall. GROSSTIERPRAXIS 3/2000.