Weniger Schmerz ist machbar!
20 bis 25 Millionen männliche
Ferkel werden in Deutschland jährlich ohne Betäubung
und ohne Schmerzbehandlung während des Heilungsprozesses chirurgisch kastriert. Grund für die Kastration ist,
dass einige Eber vor der hierzulande üblichen Schlachtreife
den sogenannten „Ebergeruch“ entwickeln würden. Etwa 75 Prozent der Menschen können diesen Ebergeruch bei
der Zubereitung und beim Verzehr von Schweinefleisch wahrnehmen. Verbraucher in Europa, Asien und einigen
anderen Regionen der Welt empfinden ihn meist als
unangenehm. Untersuchungen belegen, dass „geruchsbelastetes“ Schweinefleisch in den meisten europäischen
Ländern nicht zu vermarkten ist.
Über die Anzahl der Eber, deren Fleisch mit Ebergeruch belastet ist, gehen die Schätzungen weit auseinander.
Androstenon (5alpha-Androst-16-en-3-on) und Skatol stellen die
Hauptkomponenten des Ebergeruchs dar und reichern sich im Fettgewebe von geschlechtsreifen Ebern an.
Die Kastration ohne Schmerzbehandlung
wird aus Tierschutzgründen immer wieder kritisiert. Längst gibt es Alternativen zu der qualvollen Prozedur. Mit
modernen sogenannten "nichtsteroidalen Antiphlogistika" wird
die Kastration für die Ferkel erträglicher. Sie zeigen deutlich weniger Schmerzreaktionen und
entwickeln sich normal weiter.
Tierschutzrecht
Männliche
Ferkel - außer Binneneber oder Bruchferkel - dürfen nach den
geltenden Vorschriften bis zum 7. Lebenstag ohne Betäubung
kastriert werden (§ 6 Abs 1 in Verbindung mit § 5 Abs. 3 Nr.
1a des Tierschutzgesetzes - TierSchG). Dabei sind alle
Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Schmerzen oder Leiden der
Tiere zu vermindern (§ 5 Abs. 1 Satz 4 TierSchG).
Postoperative Schmerzlinderung
Als Schmerzmittel eignen sich sogenannte "nichtsteroidale Antiphlogistika" mit den Wirkstoffen Meloxicam oder Flunixin. In Deutschland bietet die Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH das Produkt Metacam® 5 mg/ml Injektionslösung für Rinder und Schweine mit der Zulassung für die Linderung postoperativer Schmerzen bei kleineren Weichteiloperationen wie z.B. Kastration beim Schwein an.
In Österreich wurde kürzlich das Injektionspräparat Finadyne® zur Schmerzbehandlung bei der Ferkelkastration zugelassen.