Potsdam (aho) – Patienten in Berlin und Brandenburg erhalten immer häufiger Antibiotika. Laut dem aktuellen Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) haben die niedergelassenen Ärzte den Erwerbstätigen in den letzten fünf Jahren 20 Prozent mehr Antibiotika verschreiben. Demnach erhielt jeder Brandenburger im letzten Jahr 4,2 Tagesdosen Antibiotika. 2006 waren es noch 3,5 Tagesdosen. Die Anzahl der Antibiotikaverordnungen in Brandenburg liegt jedoch fast 20 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt.
Beim Einsatz von Antibiotika ist eine genaue Nutzen-Risiko-Abwägung notwendig. Antibiotika sind – gezielt angewendet – eines der wichtigsten und effektivsten Mittel im Kampf gegen bakterielle Infektionen. Durch den häufigen Gebrauch lässt die Wirksamkeit gegen Bakterien aber nach, eine Resistenz entsteht, so die TK in einer Pressemitteilung. Ein weiterer Grund für die Bildung dieser Resistenzen ist, dass Antibiotika vorschnell abgesetzt werden, sobald eine deutliche Besserung erfolgt ist. Die vom Arzt verordnete Behandlungsdauer und -menge sollte in jedem Fall eingehalten werden.
Der TK-Gesundheitsreport analysiert jährlich die Krankschreibungen und Arzneimitteldaten der 225.000 bei der TK in Brandenburg versicherten Erwerbspersonen. Dazu zählen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Empfänger von Arbeitslosengeld I.
Als Tagesdosis bezeichnet man die empfohlene Dosis eines Medikaments für einen Tag.
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