Leiden Sauen beim Absetzen?
(aid) – Die Bache lässt ihre Frischlinge 3 bis 4 Monate lang saugen, die Ferkel der Zuchtsau müssen in Deutschland nach der Schweinehaltungs- verordnung mindestens 22 Tage gesäugt werden. Wie wirkt sich dieses relativ frühe Absetzen auf die Muttersau aus? Wie die Zeitschrift „Tierärztliche Umschau“ berichtete, untersuchten Wissenschaftler des Lehrgebiets für Tierhaltung und Verhaltenskunde der TU München während vier aufeinanderfolgenden Tagen das Verhalten von insgesamt 24 Sauen, die im Kastenstand in Sauenkäfigen lebten. Die Ferkel wurden nach 3 oder 4 Wochen abgesetzt und so weit entfernt, dass weder visuelle noch akustische Kontaktmöglichkeit zu den Müttern möglich war. Unter den eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten der Sauen wurden Sitzen, Stehen, Bauch- oder Seitenlage sowie Lautäußerungen als Kriterien bewertet. Das Sitzen der Sau wurde als Kompromiss- oder Konfliktverhalten bezeichnet: Im Beobachtungszeitraum saßen die Sauen relativ häufig, was vor dem Absetzen als Ferkelschutzverhalten gewertet wurde und nach dem Absetzen als Suche nach den Ferkeln. Am zweiten Tag nach dem Absetzen ging die Sitzdauer wieder zurück, was als ein Zeichen der Beruhigung ausgelegt wurde. Als Zeichen deutlicher Unruhe am Tag des Absetzens wurden die vermehrte Bauchlage (Zeichen für nicht entspanntes Liegen) bei reduzierter Seitenlage, die Entspannung kennzeichnet gewertet. Am stärksten reagierten die Sauen aber mit Lautäußerungen, die in den ersten fünf Stunden nach dem Absetzen etwa um das 20-fache vermehrt waren. In den folgenden beiden Tagen gingen die Lautäußerungen zwar zurück, lagen aber immer noch deutlich höher als vor dem Absetzen und können als Zeichen dafür angesehen werden, dass die Sau die Ferkel vermisst. Die Beeinträchtigungen der Sauen scheinen aus der Sicht des Tierschutzes hinnehmbar. Fraglich bleibt, ob unter den gegebenen Haltungsbedingungen im dreigeteilten System mit Kastenstand eine reguläre Sau-Ferkel-Bindung aufgebaut wurde.