Unerwarteter Preiseinbruch am Schlachtrindermarkt
L P D – Bei den Rindermästern dürfte der Gabentisch in diesem Jahr nur mager gedeckt sein. Nach Angaben des Landvolks Niedersachsen ist nicht nur die Hoffnung auf eine Belebung des seit dem Herbst schwächelnden Marktes durch das Weihnachtsgeschäft unerfüllt geblieben, es ist sogar ein Preisverfall in nicht zu erwartendem Ausmaß eingetreten, dem Marktfachleute ratlos gegenüber stehen. Für eine gute Schlachtkuh erhalten die Bauern zurzeit ungefähr 100 Euro weniger als Anfang September. Bereits im Spätsommer standen die Preise in der Erwartung eines vorgezogenen Weideabtriebs wegen der Dürre bedingten Futterknappheit etwas unter Druck, das Schlachtviehangebot blieb aber kleiner als erwartet. Dennoch sackten die Notierungen für Kühe der Handelsklasse 03 von damals 1,78 Euro je kg Schlachtgewicht auf nur noch 1,44 Euro, das ist ein Preisrückgang um 20 Prozent innerhalb weniger Wochen! Auch für Schlachtbullen gaben die Erlöse kräftig nach, und die Schlachtbetriebe haben jüngst weitere Preisrücknahmen angekündigt. Marktexperten glauben jetzt nicht mehr an eine Belebung der schleppenden Nachfrage in absehbarer Zeit, so dass die Schlachtvieherlöse trotz des kleinen Angebotes vorerst auf nicht mehr Kosten deckendem Niveau verharren dürften. Besonderer Druck auf die Preise geht von verstärkten Importen aus Südamerika und besonders Brasilien aus, die durch den starken Euro zu Billigstpreisen auf den deutschen Markt drängen. Erstmals wird die EU in diesem Jahr mehr Rindfleisch einführen als exportieren. Zudem wirken sich die niedrigen Schweinepreise nachteilig auf die Nachfrage der Verarbeitungsbetriebe nach Kuhfleisch aus. In vielen Rezepturen wird inzwischen das nach der BSE-Krise gerade erst wieder verwendete Kuhfleisch erneut durch billiges Schweinefleisch ersetzt. Mit einer Besserung des Marktes für Schweinefleisch, von dem auch Kuhfleisch profitieren könnte, rechnen Experten aber erst im Laufe des kommenden Frühjahres.