Schweiz: Fleisch soll billiger werden
Zürich (aho) – Am vergangen Mittwoch (12.11.03) diskutierte mehr als 300 Teilnehmer aus der Schweizer Fleischwirtschaft die Frage: „Ist die Schweizer Fleischwirtschaft wettbewerbsfähig?“ Trotz erfreulichem Fleischkonsum und scharfer Konkurrenz im Inland waren durchaus auch selbstkritische Stimmen zu vernehmen. Weil die Schweizer Fleischproduktion preislich gegenüber dem Ausland noch nicht wettbewerbsfähig ist, sind Qualitätsstrategien zu entwickeln, die den schrittweisen Anschluss an den europäischen Markt anvisieren. Scharfe Kritik wurde an den Verordnungsentwürfen zur Umsetzung der „Agrarpolitik 2007“ geübt.
Positive Entwicklung des Fleischkonsums
Der Fleischkonsum entwickelte sich im laufenden Jahr positiv. Vor allem Rindfleisch, Geflügel und Wurstspezialitäten sind im Plus. Kalbfleisch wurde weniger abgesetzt und die Schweinefleischverkäufe stagnierten. Für die Landwirte erfreulich sind die guten Schlachtviehpreise. Als Folge der Dürreperiode wurden mehr Kühe geschlachtet, die dank der Produktion von Wurst- und Charcuterieartikeln aber trotzdem zu hohen Preisen verwertet werden konnten.
Bundespräsident Couchepin an Versprechen erinnert
Bei den Beratungen zur „Agrarpolitik 2007“ hat der Bundesrat versprochen, dass die Versteigerung der Fleischimportkontingente einfach, marktgerecht und transparent gestaltet werde und auch Kleinbetrieben ermöglicht, sich am Importgeschäft zu beteiligen. Der Verordnungsentwurf sieht nun aber eine Vielzahl von monatlichen Versteigerungen vor, welche für die Einfuhren ein Zeitfenster von nur vier Wochen öffnen. Dies beansprucht finanzielle und administrative Ressourcen, die der Kleinbetrieb nicht aufbringen kann. Die Fleischbranche hält das vorgesehene System für untauglich, bürokratisch und protektionistisch um so mehr, als die ersteigerten Importrechte bereits nach kurzer Zeit wieder verfallen. Die Fleischwirtschaft fordert mindestens vierteljährliche Einfuhrperioden und Versteigerungen nur alle drei Monate. Mittelfristig will die Fleischbranche die Fleischimportkontingente überhaupt abschaffen.
Strategien für die Zukunft
Schlachtviehproduzenten und Verwerter müssen sich darauf vorbereiten, auch einem verstärkten Konkurrenzdruck aus dem Ausland standzuhalten. Die Fleischwirtschaft nimmt die Herausforderungen an, die sich durch die Doha-Runde der WTO ergeben. Der schrittweise und kalkulierbare Zollabbau ist dem starren Agrarprotektionismus mit der Gefahr eines Dammbruchs vorzuziehen. Die Zeit muss für Anpassungsprozesse genutzt werden. Für das Gewerbe bietet sich die Nischenstrategie an. Die Differenzierung nach Qualität, Service und Produktionsmethoden wird bis zu einem bestimmten Grad Preisdifferenzen zwischen dem In- und Ausland ausgleichen können. Dennoch bleibt die Aufgabe, Kosten zu reduzieren und Rationalisierungsmassnahmen durchzuführen.