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GVN sieht Trendwende am Milchmarkt

Hannover (LME) – „Wir haben es 2007 mit einer deutlich sichtbaren Entspannung auf dem Milchmarkt zu tun“, so GVN-Vorstandsvorsitzender Michael Bockelmann heute auf dem Milch-Pressefrühstück im GVN Hannover und ergänzt: „Die Signale sind ganz klar auf Preisanstieg gestellt. Damit erleben die Milcherzeuger zusammen mit den Molkereien erstmals wieder eine Situation, die es ihnen erlaubt, Kostensteigerungen durch Erlösverbesserungen aufzufangen. Im Hinblick auf die Zukunft können die Betriebe aufatmen.“

Nach Milch muss jetzt auch Käse folgen

Weltweit ist der Milchmarkt von einem Nachfrageboom geprägt. Nach fünf Jahren Durststrecke und zähen Verhandlungen sind jetzt höhere Preisabschlüsse mit dem Handel erzielt worden. Der Trend der letzten Monate hat sich in den vergangenen Wochen weiter verstärkt und wird sich nach Ansicht des GVN in den nächsten Monaten bis in das Jahr 2008 weiter fortsetzen. GVN-Vorstand Bockelmann: „Daher erwarten wir nach den Preisabschlüssen für Milchfrischprodukte aktuell jetzt auch für Käse eine spürbare Preisverbesserung für die Mitglieder unserer Molkereigenossenschaften. Die Käseproduktion spielt in Norddeutschland eine zunehmende Rolle. Mehr als 30 Prozent der genossenschaftlich erfassten Milch wird zu Käse verarbeitet. Keiner von uns hat zu Beginn des Jahres erwartet, wie sich die Weltmarktpreise für Magermilchpulver, die sich inzwischen nahezu verdoppelt haben, entwickeln werden. Diese Preisentwicklung ist das Ergebnis von Angebot und Nachfrage und nicht ein Verdienst der Politik, oder einzelner Verbände. Auf dem Milchmarkt herrscht jetzt endlich Marktwirtschaft, wie wir sie uns seit langem gewünscht haben.“

Die Anzahl der Milcherzeuger hat sich 2006 auf Grund der weiter fortschreitenden Strukturentwicklung im Verbandsgebiet um 6,9 Prozent auf 14.233 verringert. Gleichzeitig stieg die Milchproduktion je Erzeuger von 445 t/Jahr auf 459 t/Jahr (+3,1 Prozent) an. Insgesamt wurden im Verbandsgebiet in 2006 rund 6.528.000 t an die Meiereien/Molkereien geliefert. Dieses ist ein Rückgang von 3,9 Prozent. Diese Milchmenge entspricht ca. 24,1 Prozent des Milchaufkommens in Deutschland.

Nachdem die Milcherzeugerpreise in 2006 im Verbandsgebiet des GVN nochmals geringfügig um 0,5 Prozent auf 26,63 Cent/kg zurückgegangen sind, wird die Preisentwicklung für 2007 insgesamt sehr positiv beurteilt. Die Milchpreise dürften nach Einschätzung des GVN in diesem Jahr in Norddeutschland gegenüber 2006 um knapp 10 Prozent bzw. 2 bis 3 Cent je nach Produktionsprogramm und Molkereiverwertung ansteigen. „Die 30 Cent-Marke für ein Kilogramm Milch (Basispreis) ist für uns in greifbare Nähe gerückt. Für das Jahr 2008 ist mit einer weiteren Verbesserung der Milcherzeugerpreise zu rechnen.“

Deutliche Differenzierung zwischen einzelnen Molkereien

Der GVN geht davon aus, dass in den nächsten Wochen und Monaten die monatlichen Milchauszahlungspreise für die Erzeuger – entsprechend der Preisabschlüsse mit dem Handel – kontinuierlich angehoben werden können.

Je nach Produktionssortiment der Molkereien wirken sich die erzielten Preisabschlüsse allerdings sehr unterschiedlich aus: Während die so genannten Versandmilchmolkereien, die ausschließlich Rahm, Milchkonzentrat bzw. Magermilch verkaufen, kurzfristig besonders stark von der Preisentwicklung profitieren und ein höheres Milchgeld an ihre Mitglieder und Milcherzeuger weiterleiten können, stellt sich die Situation bei den Marktmolkereien bzw. Käsereien grundsätzlich anders dar: Denn in diesen Marktsegmenten werden in der Regel längerfristige Lieferverträge von bis zu einem Jahr abgeschlossen. So können hier Preisverbesserungen nur mit einer Zeitverschiebung umgesetzt werden. Die bisherigen Preisabschlüsse für Frischmilch und deren Erzeugnisse hat der Handel zum 1. Juni 2007 umgesetzt – zum Teil jedoch in preislich unterschiedlicher Höhe.

Die Preisverhandlungen für Käse sind noch nicht abgeschlossen und werden sich erst in den nächsten Monaten sowohl bei den Molkereien als auch bei den Erzeugern auswirken können.

Die beim Handel durchgesetzten Preisforderungen kommen zum größten Teil den Landwirten zugute, die in den letzten Monaten erhebliche Preissteigerungen für den Einsatz von Kraftfutter zu tragen hatten. Diese für viele Betriebe sehr schwierige Situation hat sich damit etwas entspannt.

Aber auch im Molkereibereich sind die Kosten weiter angestiegen und haben sich um knapp 5 Prozent allein gegenüber dem Vorjahr erhöht. Dies betrifft insbesondere die Bereiche Verpackung, Energie und Personal. Die erhöhten Aufwendungen können nur zum Teil durch weitere Rationalisierungsmaßnahmen aufgefangen werden.

Weltweit steigende Nachfrage nach Milch

Die grundlegend veränderte Marktlage und vor allem die weltweit gestiegene Nachfrage nach Milchprodukten verlangt von den Molkereien, ihre Unternehmensstrategien neu zu überdenken und anzupassen. Der Nachfrageboom nach Milchpulver, der zusätzlich durch die Trockenheit in Australien und Verbrauchssteigerungen aus dem asiatischen Raum verstärkt wird, hat bei den Molkereien vielfach zur Überprüfung und Neuausrichtung ihrer Produktionsprogramme geführt.

Weitere Strukturverbesserung durch Fusion und Kooperation

Im Jahr 2006 haben der Deutsche Raiffeisenverband und der Deutsche Bauernverband eine Studie zur künftigen Orientierung der Molkereigenossenschaften in Deutschland vorgestellt.

Zur Verbesserung der Gesamtsituation und somit der Auszahlungsleistung sieht die Studie u. a. die Auslastungsoptimierung vor, also die verbesserte Auslastung und Bündelung der Verarbeitungskapazitäten sowie die Nutzung von Skaleneffekten bzw. Kostenvorteilen durch den Aufbau größerer Einheiten. Als wichtige Schritte sind hierbei die Fusion bzw. der Zusammenschluss zu größeren Einheiten, oder auch die Kooperation zu sehen. „Effektive Kooperation kann sehr gut eine Fusion ersetzen oder auch eine Vorstufe darstellen“, so Bockelmann.

GVN-Verbandsdirektor Michael Bockelmann stellte in diesem Zusammenhang fest, dass sich der Strukturwandel in der Molkereiwirtschaft in Norddeutschland in den letzten Jahren deutlich verlangsamt hat. Im Jahr 2006 haben zwei Milchliefergenossenschaften zum 01.01.2007 in Niedersachsen fusioniert. Zurzeit laufen Fusionsverhandlungen zwischen drei Milchliefergenossenschaften in Mecklenburg-Vorpommern. Dazu wurden bei den Molkereigenossenschaften innerbetrieblich umfangreiche Rationalisierungsmaßnahmen bis hin zur Schließung von Molkereistandorten durchgeführt. Eine zunehmende Bedeutung hat die Kooperation in sogenannten Netzwerken mit anderen Meiereien und Molkereien mit dem Ziel, gemeinsam zu produzieren oder zu vermarkten. Zurzeit gibt es fünf genossenschaftliche Molkereiverbünde in Norddeutschland.

Diese Form der Kooperation hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Mehr als 90 Prozent der im norddeutschen Raum in genossenschaftlichen Unternehmen erfassten, verarbeiteten und vermarkteten Milch wird über diese fünf Molkereiverbünde verwertet.

Von solchen Kooperationen profitieren insbesondere auch kleinere und mittlere Molkereien, die sich als Nischenanbieter, z. B. bei Spezialkäse etabliert haben und gemeinsam ihren Käse vermarkten. Ein anderes Beispiel profitabler Arbeitsteilung im Verband ist die gemeinsame Verarbeitung und Vermarktung von Molke zu hochwertigen Spezialprodukten.

Hierbei ist zu berücksichtigen, dass von den zur Zeit 47 arbeitenden Molkereigenossenschaften (inklusive Tochterunternehmen) 20 Unternehmen als so genannte Milchliefergenossenschaften tätig sind. Diese Milchliefergenossenschaften erfassen und verkaufen ihre Milch an ihre Verbundpartner in der Rechtsform der eG, AG oder auch GmbH, an denen sie auch kapitalmäßig beteiligt sind. Wichtig aus Sicht des GVN ist es, dass die Landwirte als Mitglieder über ihre Milchliefergenossenschaft integrierter Bestandteil der Wertschöpfungskette Milch bleiben, um auch in Zukunft Einfluss auf die Verarbeitung und Vermarktung nehmen zu können.

Molkereigenossenschaften – Unternehmen der Landwirtschaft

Eine deutliche Abfuhr erteilte Bockelmann den Plänen zur Zusammenfassung der Molkereien und Erzeugergemeinschaften zu landesweiten Erzeugergemeinschaften nach dem Bayern-MEG-Modell: „Viele Genossenschaften sind per se Erzeugergemeinschaften im Sinne des Markt-Struktur-Gesetzes, die ihre Milch selbst verarbeiten und vermarkten. Die Zusammenfassung der Milcherzeuger in einer landesweiten Erzeugergemeinschaft, die mit einem Preisverhandlungsmandat gegenüber der Molkereien ausgestattet werden sollen, ist nicht zielführend. Sie birgt viel mehr die Gefahr, dass die Mitglieder gegen ihr eigenes Unternehmen ausgespielt werden mit dem Risiko, dass bäuerliches Kapital gekündigt und damit der Molkereigenossenschaft als Kapitalgrundlage entzogen wird. Die Genossenschaften gehören ihren Mitgliedern. Sie sind Unternehmen der Landwirtschaft. Wir brauchen keine zusätzlichen Erfassungs- und Vermarktungsschienen.“

GVN für Auslaufen der Milchquotenregelung

Bockelmann plädiert hier für eine gemeinsame Strategie: „Aus Sicht des GVN hat die Milch- und Molkereiwirtschaft in Norddeutschland nach Auslaufen der Quotenregelung im Jahr 2015 aufgrund der strukturellen und klimatischen Voraussetzungen in einem freien und weltoffenen Markt sehr gute Chancen. Norddeutschland ist weltweit eine der Erzeugerregionen, die besondere Vorteile für die Milchproduktion bietet. Wir gehen davon aus, dass nach Ende der Quotenregelung trotz der zunehmenden Konkurrenz zur Bioenergie (Biogas, Bioethanol) die Milchproduktion und -verarbeitung weiter zunimmt. Die Molkereigenossenschaften und ihre Milcherzeuger sitzen hierbei gemeinsam in einem Boot. Nur gemeinsam und nicht gegeneinander wird es uns gelingen, mit der Milch Geld zu verdienen und Gewinne zu erzielen.“

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