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Getreidepreise auf Höhenflug

(ZMP) – Mit rund 130 Euro je Tonne für Brotweizen und Mahlroggen, 150,90 Euro je Tonne für Braugerste oder gut 122 Euro je Tonne für Futterweizen erzielten die Landwirte im Bundesdurchschnitt Mitte Oktober etwa 40 Euro je Tonne mehr als vor einem Jahr. Lediglich bei Futtergerste ist der Preisabstand mit etwa 20 Euro je Tonne geringer, doch angesichts der relativ hohen Ernte hierzulande ist das kein Wunder.

Die aktuellen Preise bewegen nun auch mehr und mehr Landwirte dazu, sich von ihren Vorräten zu trennen, nachdem sie sich zuvor mit ihren Verkäufen eher zurückgehalten hatten. Der zunehmende Mengenfluss dürfte dazu geführt haben, dass die meisten der Verarbeiter nun bis zum Jahresende besser bevorratet sind.

Mit dem erreichten Preisniveau bewegt sich der Getreidemarkt in etwa auf der Linie des Herbstes 2003, als eine EU-weit miserable Ernte die Preise nach oben hatte schießen lassen. Ganz so schlecht war die Ausbeute in diesem Jahr nicht, nach den letzten Schätzungen wurden in der EU-25 rund 241 Millionen Tonnen Getreide geerntet. Doch andererseits kommt man dem damaligen Niveau von 238 Millionen Tonnen schon recht nahe. Insofern kann es nicht verwundern, dass selbst die hohen Interventionsbestände den Markt in den vergangenen Wochen nur wenig beeindruckten. Dort lagen auch Mitte Oktober noch knapp 11,2 Millionen Tonnen.

Die will die EU-Kommission nun in den kommenden Wochen komplett zur Verwendung auf dem Binnenmarkt ausschreiben. Darauf richten die Käufer denn auch ihre Hoffnungen. Außerdem versucht die Kommission durch mehrere Entscheidungen, die Märkte etwas zu beruhigen: Exportlizenzen werden nur noch mit einer Laufzeit von maximal 60 Tagen und ohne Reports bewilligt; hinzu kommt eine Verschärfung der Interventionsbedingungen für Mais. Dadurch will die Kommission einen hohen Zufluss – speziell in Osteuropa – in die Intervention wie in den beiden Jahren zuvor begrenzen.

Ob diese Maßnahmen aber eine nachhaltige Wirkung auf die Märkte haben werden, bleibt abzuwarten. Denn es sind ja nicht nur die Märkte innerhalb der EU relativ knapp versorgt, sondern auch an den Weltmärkten wird Getreide gesucht. So ist nach den jüngsten Schätzungen sowohl bei Brot- als auch bei Futtergetreide in diesem Jahr der weltweite Verbrauch erneut deutlich höher als das Angebot, was den Trend der letzten Jahre fortschreibt. So haben sich beispielsweise die Weltweizenvorräte, kalkuliert zum Ende der Getreidewirtschaftsjahre, in den vergangenen sieben Jahren nahezu halbiert. Und das, obwohl im Mittel der letzten fünf Jahre soviel Weizen geerntet wurde wie noch nie. Denn der Verbrauch durch immer mehr Menschen sowie stark steigende Viehbestände, zu deren Ernährung zunehmend Weizen eingesetzt wird, nimmt noch schneller zu. Gemessen am jährlichen Gesamtverbrauch reichen die 119 Millionen Tonnen, die am Ende des laufenden Wirtschaftsjahres in den Lagern liegen werden, theoretisch noch für 2,3 Monate – die 109 Millionen Tonnen am Ende des Wirtschaftsjahres 1977/78 hätten gut einen Monat länger gereicht.

Ähnlich sieht es bei Futtergetreide aus. Auch dort schrumpfen die Vorräte, im laufenden Wirtschaftsjahr soll der Verbrauch die Erzeugung um 45 Millionen Tonnen übertreffen. Dabei spielt auch der zunehmende Einsatz von Getreide, und hier insbesondere von Mais in den USA, zur Erzeugung von Bio-Ethanol eine Rolle. Allein im laufenden Wirtschaftsjahr soll der weltweite Verbrauch außerhalb der Futtertröge insgesamt von 226 auf 244 Millionen Tonnen steigen; das wären dann schon rund 24 Prozent des gesamten Verbrauchs.

Dementsprechend dünnhäutig reagieren die internationalen Börsen auf alle Signale einer weiteren Angebotsverknappung. So war noch Anfang Oktober an der Börse Chicago der Handel mit vorderen Weizenkontrakten gestoppt worden, nachdem die Kurse die zulässige Aufwärtsbewegung für einen Handelstag „geschafft“ hatten. Der Grund für den Preisauftrieb: Die schon niedrige Ernteschätzung für Australien war erneut gesenkt worden und die aktuellen Zahlen zeigen für die Ernten in Russland und der Ukraine niedrigere Mengen als zuvor.

Zwar hat sich hier der Markt dann Mitte Oktober wieder etwas beruhigt, doch dürften die Zeichen für den Binnenmarkt alles in allem auf „Stabilität“ stehen. Zwar wird inzwischen ein Preisknick zu Beginn des neuen Jahres nicht mehr ausgeschlossen, doch selbst wenn er kommt, sollte er aus heutiger Sicht wegen der fundamentalen Daten nicht allzu stark ausfallen. Einziger Risikofaktor scheint momentan die „Stimmung“ an den internationalen Märkten, doch die ist leider unkalkulierbar.

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