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Debatte über die Grüne Gentechnik: Wir brauchen einen Unfall

Gastkommentar von Prof. Beda M. Stadler.

Die Grüne Gentechnik braucht einen Unfall. Eine neue Technologie kann nur sozial verarbeitet werden, wenn sie auch emotional begreifbar ist. Die Grüne Gentechnik ist einfach zu sicher. Noch nie hat jemand wegen Genfood ein Hüstelchen gekriegt, noch nie eine Heiserkeit, noch nie ein Fieber.

Dies ganz im Gegensatz zur Roten Gentechnik, die völlig akzeptiert ist, obwohl bei Gentherapien Menschen gestorben sind. Über der Grünen Gentechnik lastet sozusagen das Gespenst des virtuellen Risikos. Allenthalben liest man sogar, die Grüne Gentechnik habe unabsehbare Risiken zur Folge. Als Beweis wird angeführt, ein Gen, das einmal freigesetzt wurde, könne nicht mehr zurückgeholt werden. Oh, hätten dies doch nur die Dinosaurier gewusst, sie wären heute noch da. Wir hätten nun zumindest ein echtes, nachhaltiges Risiko. Ein Risiko wird nämlich definiert, wie groß die Wahrscheinlichkeit für einen Zwischenfall ist.
Ist etwas unabsehbar, ist es auch kein Risiko. Wir bräuchten also dringendst Unfälle, wie etwa bei Biogemüse, wo im Vergleich zu konventionellen Gemüse gleich oft, oder ein klein wenig öfter, daran gestorben wird. Naturnah bedeutet eben auch nah an Fäkalien. Biobauern nennen so etwas Dünger. An Genfood ist jedoch noch nie jemand gestorben. Im Gegenteil: 200 Millionen Amerikaner essen seit 20 Jahren Genfood, ohne Zwischenfall und mit Appetit.

Nun scheint das Blatt sich zu wenden. Genfood könnte in nächster Zeit rehabilitiert werden, weil die größten Widersacher, die Biobauern, in Beweisnot geraten. Ihre mittelalterliche Anbaumethode verschwendet zu viel Kulturland. Wer Bio kauft, macht sich am Welthunger mitschuldig, weil das Welternährungsproblem kein ausschließliches Verteilungsproblem ist. Wer an Bio glaubt, muss gegen Gentechnik sein. Lange genug wurde gepredigt, es gäbe kein Zusammengehen.

Die Grüne Gentechnik hat allerdings längst den Beweis erbracht, dass Ertragsteigerungen die Norm sind. Im Vergleich zum Biolandbau ist die Steigerung sogar gewaltig. Wer also weiterhin Bio-Wellness-Gemüse essen will, tut das Gegenteil von „Weltretten“. Er sollte dies im Geheimen tun, damit diese politische Unkorrektheit nicht so offensichtlich ist. Zumindest
sollte man aufhören, den Entwicklungsländern dreinzureden, wenn sie sich mit einer modernen Landwirtschaft ernähren möchten.

Der Autor ist Direktor des Instituts für Immunologie und Professor an der Medizinischen Fakultät der Universität Bern (Schweiz). Der Kommentar wurde zuerst veröffentlicht in „Die Welt“ am 16. Mai 2008.

Prof. Dr. Beda M. Stadler
Sahlihaus 2, Inselspital
CH-3010 Bern
tel ++41 31 632 35 21
fax ++41 31 381 57 35

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