(lid) – Der Lieferboykott deutscher Milchbauern greift auch auf andere Länder über. In Deutschland selber schließen sich nach Verbandsangaben auch immer mehr nicht organisierte Bauern dem Boykott an. Vom Wochenende an sei deshalb mit Engpässen in den Kühlregalen der Supermärkte zu rechnen, zitiert der Agrarpressedienst AIZ eine Sprecherin des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM). Dem widerspricht jedoch der Hauptverband des Einzelhandels (HDE). Es werde keine leeren Kühlregale geben, das Angebot sei komplett und die Konsumenten könnten sich darauf verlassen, dass das auch am Wochenende so bleibt, sagte HDE-Sprecher Hubertus Pellengahr im Bayerischen Rundfunk.

Der Streik soll beispielsweise die Emmentaler-Käserei der Molkerei Bayernland lahm gelegt haben. Die Produktion in Fürth sei heute eingestellt worden, sagte eine Unternehmensmitarbeiterin. Die Käserei stellt rund 8.000 Tonnen Emmentaler pro Jahr her.

Von den im BDM organisierten 33.000 deutschen Milchbauern, die täglich rund 35.000 Tonnen Milch oder 45 Prozent der inländischen Milchproduktion bestreiten, lieferten 95 Prozent derzeit ihre Milch nicht ab, berichtet der Verband. Die Milch werde auf den Höfen an die Tiere verfüttert, der Rest mit Gülle vermischt und als Dünger auf die Felder ausgebracht. Den Landwirten bleibe keine Wahl, weil sie vertraglich verpflichtet seien, ihre Milch ausschließlich an Molkereien zu liefern.

Ebenso in den Niederlanden und anderen europäischen Ländern boykottieren Bauern die Molkereien. Heute sei eine Molkerei im Norden der Niederlande blockiert worden, teilte der nationale Verband mit. Die Proteste würden noch fünf bis sechs Tage fortgesetzt. In Dänemark habe der Bauernverband LDM bewirkt, dass die Molkerei Arla keine Milch mehr an Aldi Nord liefere, teilte die Interessenvertretung European Milk Board mit. Sie meldete auch Protestaktionen aus der Schweiz, Belgien und anderen europäischen Ländern. In Italien soll der Boykott laut BDM morgen beginnen.