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Krieg auf dem Acker? Landwirte nicht mehrheitlich gegen grüne Gentechnik

Göttingen (aho/lme) – Die im Gegensatz zur Verbraucherseite bislang wenig erforschte Einstellung der deutschen Landwirtschaft gegenüber der grünen Gentechnik haben jetzt Agrarwissenschaftler der Universität Göttingen in einer Studie untersucht: Ein Forschungsteam unter der Leitung des Agrarökonomen Prof. Dr. Achim Spiller hat dazu 370 Landwirte befragt, darunter insbesondere Besitzer von größeren landwirtschaftlichen Betrieben in Norddeutschland. Danach befürwortet knapp ein Drittel der Befragten die Verwendung von gentechnisch veränderten Saatgutsorten, während sich 29 Prozent klar gegen den Einsatz von GV-Saatgut aussprechen. „Die größte Gruppe von über 38 Prozent ist unentschlossen kritisch, aber nicht gänzlich ablehnend“, erläutert Prof. Spiller. „Entgegen der oft vertretenen These, Landwirte seien mehrheitlich gegen Gentechnik, zeigen die Ergebnisse unserer Untersuchung ein geteiltes Bild.“

Die Akzeptanz der grünen Gentechnik in der Gesellschaft wird bereits seit mehreren Jahren intensiv untersucht. „Bisher konzentriert sich die Forschung in Deutschland jedoch fast ausschließlich auf die Verbraucherseite“, erläutert Prof. Spiller. Nach seinen Angaben konnte hier wiederholt ein klares Meinungsbild festgestellt werden. Verbraucher lehnen „Genfood“ mehrheitlich ab. „Die Position der Landwirtschaft wird dagegen erheblich weniger diskutiert“, so der Göttinger Agrarwissenschaftler, der die Studie zusammen mit Kollegen der Fachhochschule Osnabrück durchgeführt hat. Um zu klären, welche Einflussgrößen die Einstellung der Landwirte gegenüber grüner Gentechnik maßgeblich bestimmen, wurde eine so genannte Regressionsanalyse durchgeführt. Mit einem solchen statistischen Verfahren kann berechnet werden, welche Faktoren die Gesamteinschätzung besonders stark prägen.

Die Göttinger Studie zeigt, dass vor allem das Meinungsbild der Familie und ökonomischer Druck eine zustimmende Haltung gegenüber gentechnisch veränderten Pflanzen beeinflussen. „So ist davon auszugehen, dass einige Landwirte GV-Saatgut aufgrund wirtschaftlicher Vorteile einsetzen würden, obgleich sie dieser Thematik unter Umständen kritisch gegenüberstehen. Neben der Zustimmung des räumlichen Umfelds spielt außerdem das Innovationsverhalten landwirtschaftlicher Entscheider gegenüber neuen Saatgutsorten eine wichtige Rolle“, betont Studienleiter Julian Voss. „Erstaunlicherweise haben das Haftungsrisiko und mögliche Probleme wie eine Verunkrautung der Anbauflächen nur eine nachgeordnete Bedeutung.“ Die Befragung gibt zudem darüber Aufschluss, wie gefestigt das Meinungsbild der befragten Landwirte gegenüber der grünen Gentechnik tatsächlich ist. Danach schwanken Gegner des GV-Saatguts in ihrer Einstellung deutlich stärker als die Gentechnik-Befürworter.

„Auf die direkte Frage, ob künftig der Einsatz von gentechnisch veränderten Saatgutsorten geplant ist, antworten jedoch auch die befürwortenden Landwirte zunächst zurückhaltend. Wird jedoch ein konkretes Produkt wie zum Beispiel Mais oder Zuckerrüben mit Vor- und Nachteilen vorgestellt, erhöht sich die Bereitschaft zum Einsatz von GV-Saatgut. Selbst in der Gruppe der Gegner steigt die Verwendungswahrscheinlichkeit“, sagt Prof. Spiller. Der Wissenschaftler, der an der Göttinger Fakultät für Agrarwissenschaften den Arbeitsbereich Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte leitet, fordert einen „sensiblen Umgang mit dieser konfliktbeladenen Thematik“. Prof. Spiller: „Es muss insgesamt ein fairer Interessensausgleich angestrebt werden, um den viel zitierten, Krieg auf dem Acker‘ zu vermeiden.“

Weitere Ergebnisse der Göttinger Studie können im Internet abrufen.

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