Mehr Eiweiß in der Adipositas-Therapie
(aid) – Nachdem Ernährungsfachleute jahrzehntelang empfahlen, möglichst wenig tierisches Fett (weniger als 30 Prozent), dafür umso mehr Kohlenhydrate (mindestens 55 Prozent) und Proteine nur zu einem geringen Anteil von ca. 15 Prozent aufzunehmen, erlangen in letzter Zeit proteinreiche (Proteingehalt mindestens 20 Prozent) und kohlenhydratarme Diäten immer mehr Aufmerksamkeit. Wie Dr. Marion Flechtner-Mors, Leiterin der Forschungsgruppe Adipositas an der Medizinischen Klinik der Universität Ulm, auf dem Godesberger Ernährungsforum kürzlich berichtete, weisen neuere Untersuchungen eine größere Wirksamkeit von proteinreichen im Vergleich zu fettarmen Diäten nach. So sei bei proteinreichen Diäten die Kalorienaufnahme geringer und die Gewichtsabnahme größer als bei konventionellen Diäten. Zudem rufe der Verzehr von Proteinen eine besonders große Sättigung und eine hohe nahrungsinduzierte Thermogenese hervor. Das bedeutet, dass ein großer Teil der aufgenommenen Nahrungsenergie zur Bildung von Körperwärme verbraucht wird. Proteinreiche Reduktionskost führe außerdem zu einem geringeren Verlust an Muskelmasse und nach der Gewichtsabnahme zu einem geringeren Aufbau von Fettmasse. Grundsätzlich sei in der Adipositas-Therapie laut Flechtner-Mors eine höhere Proteinaufnahme zu befürworten, wobei zu beachten sei, dass diese sich unter Umständen auch negativ beispielsweise auf die Nierenfunktion, die diabetische Stoffwechsellage und die Entstehung von Gicht, Krebs und Osteoporose auswirken könne. Ãœber die Auswirkungen einer langfristigen Anwendung dieser Diätform auf die Gewichtsreduktion und den Gewichtserhalt liegen bislang keine Studien vor. In jedem Fall sollte auf eine Proteinzufuhr mit fettarmen Lebensmitteln pflanzlicher und tierischer Herkunft geachtet werden, da mit diesen Lebensmitteln gleichzeitig essenzielle Nährstoffe aufgenommen werden.
aid, Ruth Blettenberg