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P-Tag in der FAL – ein „Braunschweiger Nährstoff-Tag“

Braunschweig (idw) – Phosphor ist die erste nicht erneuerbare natürliche Ressource, die in einem überschaubaren Zeitraum (50-100 Jahre) knapp werden wird. Landwirtschaft ist der bei weitem größte Verbraucher an Phosphor und gleichzeitig die größte Verlustquelle für Phosphor (Dispersion in der Umwelt, unnötige Anreicherung in Böden, Bindung in nicht verwerteten tierischen Produkten).

Mehr als 130 Besucher folgten am 27. November 2003 der Einladung des Institutes für Pflanzenernährung und Bodenkunde, sich im Forum der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) über Aspekte der Bodenfruchtbarkeit, des Ressourcenschutzes und der Umweltrelevanz der P-Düngung zu informieren. Die Vortrags- und Diskussionsveranstaltung ist die dritte in einer Folge von Informationstagen zu ausgewählten Nährstoffen, die jährlich für Praktiker, Berater, Fachpresse und die interessierte Öffentlichkeit veranstaltet werden.

Phosphor ist ein für alle Lebewesen essenzielles Element. Der wichtigste Eintrittspfad in die Nahrungskette führt über die Pflanzen, die es bevorzugt als wasserlösliches Orthophosphat aufnehmen. Am sinnvollsten ist daher, auch vor dem Hintergrund des sparsamen Umgangs mit der endlichen Ressource P, der Einsatz wasser- oder citratlöslicher Mineral-P-Dünger.

Auch wenn P-Mangelsymptome in Deutschland nur noch selten zu beobachten sind, ist es wichtig, dass Kulturpflanzen stets optimal mit P versorgt sind. Dr. Susanne Schroetter präsentierte den Praktikern wichtige Informationen zur Ermittlung des P-Bedarfes von Kulturpflanzen. Zur ökonomischen und ökologischen Optimierung des Düngemitteleinsatzes wurde das Konzept der Düngung auf Entzug entwickelt. Liegt der pflanzenverfügbare P-Gehalt des Bodens oberhalb von 100 mg kg-1 PCAL, so sollte allerdings keine Düngung mehr erfolgen, bis dieser Schwellenwert wieder unterschritten wird. Wie Prof. Ewald Schnug den Zuhörern veranschaulichte, ist es bei der Ermittlung des P-Versorgungszustandes der Flächen entscheidend, dass eine sinnvolle Strategie zur Bodenuntersuchung verfolgt wird, welche die räumliche Variabilität der P-Gehalte berücksichtigt. Hierzu haben Wissenschaftler des Institutes das Konzept der Monitor-Pedozellen entwickelt, welches Dr. Holger Lilienthal dem Publikum vorstellte.

Mit besonderen Herausforderungen sind ökologisch wirtschaftende Betriebe konfrontiert, die gemäß ihrer Verbandsrichtlinien nicht auf leicht lösliche P-Formen zurückgreifen können. In diesen Betrieben ist die Gefahr einer Erschöpfung der pflanzenverfügbaren P-Gehalte im Boden („nutrient mining“) besonders groß. Im ökologischen Landbau konzentriert man sich daher auf alternative Maßnahmen, wie etwa den Anbau von Leguminosen, Gründüngungspflanzen bzw. Tiefwurzlern in einer weitgestellten Fruchtfolge, um die P-Versorgung zu optimieren. Eine weitere Strategie ist die Züchtung und Selektion von Pflanzensorten, die besonders effizient bei der Freisetzung und Aufnahme von P aus dem Boden sind. Neben tierischen Wirtschaftsdüngern stehen dem Ökolandwirt auch weicherdige Rohphosphate zur Verfügung. Dr. Hans Marten Paulsen vom FAL-Institut für ökologischen Landbau in Trenthorst berichtete über gemeinsame Experimente mit dem Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde, in denen Granulaten aus Rohphosphat und elementarem Schwefel, beides im Ökolandbau zugelassene Substanzen, Thiobazillen zugesetzt wurden, die unter Bildung von Schwefelsäure pflanzenverfügbares P freisetzen.

Dr. Jürgen Fleckenstein referierte zur Bewertung von P-Düngemitteln. Nicht nur mineralische, sondern auch diverse organische P-Dünger wie Klärschlamm und tierische Wirtschaftsdünger wurden dabei berücksichtigt. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf unerwünschte Begleitstoffe gelegt. Während die neue Fassung der Düngemittelverordnung für eine Reihe von Schwermetallen bereits Regelungen trifft, bleibt eine Vielzahl organischer Schadstoffe bislang ungeregelt. Auch die Bioabfall- und die Abfallklärschlammverordnung regeln nur einen Teil der bisher bekannten organischen Begleitstoffe. Dabei sind insbesondere Klärschlämme aufgrund ihrer Funktion als Filter und Absorber unerwünschter Stoffe aus häuslichen und industriellen Abwässern Multikomponentengemische, deren Inhaltsstoffe bis heute noch nicht einmal vollständig bekannt sind. Eine Monoverbrennung der Klärschlämme und eine Rückgewinnung des P aus den Klärschlammaschen ist daher momentan die einzige Möglichkeit einer nachhaltigen Nutzung dieser Ressource. Diese Thematik beherrschte auch die anschließende Podiumsdiskussion.

Die Belastung verschiedener organischer und mineralischer P-Düngemittel mit Schwermetallen wurde von Dr. Sylvia Kratz behandelt. Die als Ausgangsstoffe mineralischer P-Dünger verwendeten Rohphosphate enthalten zum Beispiel hohe Gehalte der toxischen Elemente Cadmium und Uran. Da der Mensch Schwermetalle zu über 75% mit der pflanzlichen Nahrung zu sich nimmt, spielt die Landwirtschaft eine Schlüsselrolle beim Schutz der menschlichen Gesundheit. Berichtet wurde über die toxischen Wirkungen von Schwermetallen auf Pflanzen, Tiere und Menschen und den komplexen Prozess der Risikoabschätzung und -bewertung. Zur Begrenzung der Schwermetalleinträge in den Boden wurden verschiedene Handlungsoptionen vorgestellt. Geprägt durch das von der Brundtland-Kommission formulierte Nachhaltigkeitsprinzip haben die deutschen Agrar- und Umweltminister 2001 in Potsdam beschlossen, wegen der besonderen Bedeutung der landwirtschaftlichen Böden für die Produktion gesunder Nahrungsmittel aus Vorsorgegründen sicher zu stellen, dass es durch Bewirtschaftungsmaßnahmen (insbesondere durch Aufbringung von Klärschlamm, Gülle und anderen Wirtschaftsdüngern, mineralischem Dünger und Kompost) zu keiner Anreicherung von Schadstoffen im Boden kommen darf. Die einzig konsequente Umsetzung des Vorsorgeprinzips im Sinne einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Praxis liegt nach Auffassung der Wissenschaftler des Institutes für Pflanzenernährung und Bodenkunde darin, die heute schon von jedem Landwirt zu erstellenden Nährstoffbilanzen um Schadstoffe zu erweitern und das Düngemanagement künftig qualitativ (Wahl des Düngemittels) wie quantitativ (Aufbringungsmengen) an die Handlungsoption „Erhaltung des Status quo“ anzupassen.

Neben dem Eintrag unerwünschter Begleitstoffe wurde auch der P-Eintrag in Oberflächengewässer als ein wichtiges ökologisches Problem nicht angemessener P-Düngung diskutiert. Frau Dr. Anja Gassner von der University of Sabah, Malaysia, erläuterte Prozess und Folgen der P-Eutrophierung von Gewässern und gab Praktikern wichtige Empfehlungen zur Verminderung der ökologischen Probleme an die Hand. Hierzu gehört neben einer an den Pflanzenbedarf angepassten Düngung auf Entzug vor allem die Schaffung eines Gleichgewichtes zwischen Tierbestand und verfügbarer landwirtschaftlicher Fläche, um die regionale Überfrachtung mit Wirtschaftsdüngern zu vermeiden.

Ein hilfreiches Instrument zur Kontrolle der P-Ströme vor dem Hintergrund des Ressourcen- und Gewässerschutzes ist die Erstellung von P-Bilanzen. Die nationale P-Bilanz wurde den Besuchern von Prof. Hans Georg Frede präsentiert. In seinem Vortrag wurde deutlich, dass die höchsten Bilanzüberschüsse in den Gebieten mit extrem hohen Viehbesatzdichten auftreten. Im Vergleich hierzu sind die Flächenbilanzen reiner Ackerbaubetriebe überwiegend ausgeglichen. Futterimporte aus Ländern mit negativer P-Bilanz wie zum Beispiel China und Vietnam, tragen zu einer Verstärkung des Problems von P-Überschüssen und P-Unterversorgung in den Im- und Exportländern bei.

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