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Nicht alle Wespen sind lästig

Waldshut (aho) – Alljährlich zur „Wespenzeit“ steht das Telefon bei Behörden, Feuerwehren, Gesundheitsämtern und Imkern nicht mehr still. Immer eine Flut von Hilferufen: „Wir haben ein Wespennest – und wir möchten es schnellstens loswerden“. Dabei ist in den meisten Fällen eine Bekämpfung völlig unnötig. Wer etwas mehr über die Lebensweise der Wespenarten weiß und bei Belästigung einfache Verhaltensregeln beachtet, kann auch mit Wespen und Hornissen in Frieden leben.

Wespen werden von vielen Menschen pauschal als aggressiv und gefährlich eingestuft. Wo immer auch ein Nest dieser Tiere entdeckt wird, fühlen sich die „Besitzer“ bedroht und verlangen von den Behörden oder von der Feuerwehr seine Beseitigung. Dadurch wurde neben der Hornisse auch die Mittlere Wespe (Dolichovespula media) stark dezimiert und steht seit 1984 auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

Eine unterschiedslose Bekämpfung aller Insekten, die ähnlich wie die Wespe aussehen, ist jedoch nicht angebracht und verstößt gegen geltende Naturschutzbestimmungen.

Von den acht bei uns vorkommenden Wespenarten können im Grunde nur zwei den Menschen lästig werden. Das ist die Deutsche Wespe (Paravespula germanica) und die Gemeine Wespe (Paravespula vulgaris). Das ergibt sich aus der Vorliebe beider Arten für süße Speisen und Getränke. Dadurch treten sie oft massenhaft in Konditoreien und Haushalten auf und werden dort auch aus lebensmittelhygienischer Sicht zum Problem. Bekämpfungsaktionen sollten sich möglichst nur auf diese beiden Arten beschränken, sofern hier von Fall zu Fall überhaupt eine Notwendigkeit vorliegt. Die nicht lästigen Arten, besonders die frei in Hecken nistende Mittlere Wespe (Dolichovespula media), sollte stets geschont werden.

Wespen aufgrund ihrer Körperzeichnung zu erkennen, kann nicht jedem zugemutet werden. Durch einige Merkpunkte kann aber eine wirkungsvolle Unterscheidung zwischen lästigen und nicht lästigen Arten getroffen werden. Die lästigen Arten, Deutsche Wespe und Gemeine Wespe, nisten nahezu ausschließlich in dunklen unter- oder oberirdischen Hohlräumen. Sie lassen sich somit durch die Nistplatzwahl gut von den nicht lästigen Freinistern unterscheiden. Alle freihängenden Nester auf Dachböden, in Hecken usw. sind den nicht lästigen Arten zuzuordnen. Diese Nester sind gewöhnlich gut sichtbar und daher leider auch besonders das Ziel von Vernichtungsaktionen.

Eine weitere Unterscheidungshilfe ist die Volksstärke. Völker der nicht lästigen Arten bestehen gewöhnlich aus 200 bis 300 Tieren, während die Völker der lästigen Arten bis zu 7000 Individuen aufweisen. Ebenfalls gilt, dass die Völker der zu unrecht gefürchteten Wespenarten einen kurzen Lebenszyklus haben und spätestens bis Mitte September abgestorben sind. Treten nach dieser Zeit noch stark fliegende Wespenvölker auf, handelt es sich um die Deutsche Wespe oder die Gemeine Wespe.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Wespen eine wichtige ökologische Funktion haben und als Insektenjäger zur Ausgewogenheit des Naturhaushalts beitragen. Gefahrenmomente können entschärft werden, indem z.B. Reste von süßen Speisen beseitigt und Getränkeflaschen verschlossen gehalten werden. Vernichtungsaktionen sollen auf keinen Fall pauschal gegen jedes Nest gerichtet sein, sondern im Einzelfall bei bestehender Notwendigkeit erwogen werden. Bereits durch das Naturschutzgesetz Baden Württembergs ist es nach § 29 nämlich verboten, Tiere „… ohne vernünftigen Grund zu fangen oder zu töten…“.

Landkreis Waldshut Pressemitteilung von Freitag, 31. August 2001

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