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Das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom: Sind auch Haustiere Opfer?

Bath, UK (aho) – Tierbesitzer, die ihren Lieblingen absichtlich Schmerzen zufügen, sie quälen, um ihnen dann helfen zu können – eine im ersten Augenblick absurd erscheinende Vorstellung.

In der Humanmedizin nennen man dieses Phänomen das „Münchhausen-Stellver- treter-Syndrom“. Scheinbar fürsorgliche Mütter bringen ihre Kinder immer und immer wieder mit Verletzungen, Durchfällen und Hautausschlägen in Kliniken. Laborbefunde werden durch das Beimengen elterlichen Blutes in Sputum oder Urin bzw. von Salz oder Flüssigkeiten in Blutproben verfälscht. Andere Methoden bestehen in Gaben von überdosierten Medikamenten oder von exzessiven Mengen an Abführmitteln. Die Ärzte stehen oft vor einem Rätsel, behandeln, finden aber keine wirkliche Ursache. Sie ahnen nicht, dass die eigene Mutter ihr Kind malträtiert, um die Aufmerksamkeit der Ärzte und Mitmenschen zu bekommen.

In einer Veröffentlichung in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Archives of Disease in Childhood“ berichtet eine Arbeitsgruppe britische Wissenschaftler vom Royal United Hospital in Bath, daß auch Haustiere Opfer des „Münchhausen-Stellvertreter-Syndroms“ sein können. Eine Befragung von 1.000 Tierärzten zu „nicht-zufälligen“ Schadensfällen bei Haustieren ergab, daß bei etwa 2% dieser Vorfälle der begründete Verdacht einer bewußten Schädigung (Verletzung, Vergiftung) durch den Tierbesitzer bestand.

So wird der Fall eines Hundebesitzers beschrieben, der seinen Nachbarn beschuldigte, seinen Hund vergiftet zu haben. Später stellte sich heraus, daß der Hundebesitzer selbst der Täter war. Oft haben derartige Fälle ähnliche Muster. So wechseln betroffene Tierbesitzer häufig den Tierarzt oder sie werden häufig beim Tierarzt vorstellig. Die Wissenschaftler vom Royal United Hospital berichten von einem Tierbesitzer, der sich an einem Tag vier Tierarzttermine vereinbarte.

Die Autoren empfehlen Tierärzten, die Erfahrungen von seriösen Kinder – und Tierschutzorganisationen zu nutzen und mit ihnen zu kooperieren.

Munchausen syndrome involving pets by proxies H S Tucker, F Finlay, and S Guiton Arch. Dis. Child. 2002; 87: 263

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