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Invasive Arten bedrohen die biologische Vielfalt

(idw) – So niedlich ein Waschbär auch aussehen mag: In deutschen Wäldern breitet sich der aus Amerika stammende und hier ausgewilderte Kleinbär dramatisch aus und hat innerhalb von nur 50 Jahren praktisch die gesamten deutschen Mittelgebirge besiedelt. Doch auch weniger bekannte Arten können zu großen Problemen führen, wenn sie in fremde Gebiete verschleppt oder eingeführt werden – seien es Säugetiere, Insekten, Pflanzen oder auch Mikroorganismen.

„Invasive gebietsfremde Arten“, so werden Organismen bezeichnet, die – in ihrem angestammten Herkunftsgebiet durchaus unauffällig – sich in neuer Umgebung stark ausbreiten, heimische Arten verdrängen und ganze Ökosysteme verändern. Meist handelt es sich um flexible, anpassungsfähige Arten, die in ihrem neuen Lebensraum keine natürlichen Feinde oder Gegenspieler haben. Weltweit gibt es viele Beispiele für invasive Arten, und angesichts globaler Handelsströme und zunehmender Mobilität tritt das Problem immer stärker in Erscheinung.

Beispiel Wildpflanzen: Der aus Fernost stammende Japanische Staudenknöterich (Reynoutria japonica) breitet sich bei uns unter anderem an Ufersäumen aus und verdrängt dort die natürliche Vegetation. Er kann sich auch mit dem ebenfalls hier nicht heimischen Sachalin-Staudenknöterich (Reynoutria sachalinensis) kreuzen und einen besonders widerstandsfähigen, schwer bekämpfbaren Hybrid bilden.

Beispiel Pflanzenschädlinge: Der mit Holz aus Nordamerika eingeschleppte Pilz Ophiostoma novo-ulmi, Erreger des Ulmensterbens, hat sich in Mitteleuropa in den letzten drei Jahrzehnten rasant verbreitet und zum Absterben ganzer Ulmenbestände geführt. Der Asiatische Laubholz-Bockkäfer (Anoplophora glabripennis), dessen Larven im Holz gesunder Laubbäume leben und sie zum Absterben bringen, ist eventuell ein nächster Kandidat: In Amerika konnte sich der aus China stammende Käfer bereits ansiedeln, in Österreich und Deutschland wurde er in den letzten beiden Jahren vereinzelt gefunden. Verpackungsholz ist ein bedeutender Übertragungsweg für diesen Schädling.

Beispiel Säugetiere: Der Marderhund, ein dem Waschbären ähnelnder Wildhund, hat sich im Osten Deutschlands seit Mitte der 90er Jahre drastisch vermehrt. Der äußerst anpassungsfähige und konkurrenzstarke Allesfresser – er ernährt sich unter anderem von Kleinsäugern, Jungvögeln, Lurchen, Früchten und Beeren – stammt aus Ostasien und wurde in den 1930er Jahren von Pelztierzüchtern westlich des Urals freigesetzt. Mittlerweile hat er die Oder überwunden und ist vor allem in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg anzutreffen, kommt aber wahrscheinlich schon in allen Bundesländern vor.

Die meisten Arten, die in der Vergangenheit nach Mitteleuropa eingeführt oder eingeschleppt wurden, haben keine Probleme verursacht. Man kann es aber einer Art nicht so ohne Weiteres ansehen, ob sie ein invasives Potenzial hat. Daher muss vor dem Hintergrund einer verantwortungsvollen Nutzung betroffener Ökosysteme – beruhend auf den Grundsätzen von Nachhaltigkeit und Umweltvorsorge – die Einbringung und das Management gebietsfremder Arten sorgfältig bewertet werden. Hier besteht großer Forschungs-, aber auch Regelungsbedarf. Im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft befassen sich vor allem drei Forschungseinrichtungen mit dieser Thematik: Die Biologische Bundesanstalt (BBA), die Bundesforschungsanstalt für Fischerei (BFAFi) und die Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH). Im neuen ForschungsReport 2/2002 berichten sie anhand konkreter Beispiele über das Problem.

Der Artikel „Invasive gebietefremde Arten: Eine Gefahr für die biologische Vielfalt“ ist nachzulesen in der Ausgabe 2/2002 des ForschungsReports, dem Wissenschaftsmagazin des Senats der Bundesforschungsanstalten. Das 60 Seiten starke Heft mit dem Themenschwerpunkt „Biologische Vielfalt“ ist kostenlos zu beziehen über die Geschäftsstelle des Senats der Bundesforschungsanstalten in Braunschweig, Tel.: 0531/299-3396, eMail.

Informationsdienst Wissenschaft – idw – – Pressemitteilung Senat der Bundesforschungsanstalten im Geschäftsbereich des BMVEL, 03.12.2002

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