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Fledermaus-Tollwut in der Schweiz

Bern (aho) – Am 2. September 2002 fand eine Passantin am Quai Général-Guisan in Genf eine stark geschwächte Fledermaus. Sie brachte das Tier in einem Plastiksack ins Naturhistorische Museum, wo das offensichtlich kranke Tier euthanasiert und an die Schweizerische Tollwutzentrale der Universität Bern weitergeleitet wurde. Dort wurde die Fledermaus am 04.09.02 in einem indirekten Immunofluoreszenz- Test als tollwütig diagnostiziert.

Dies ist der dritte bekannte Fall von Tollwut bei einer Fledermaus in der Schweiz. Im September 1992 war eine Fledermaus vom Schwarzsee (FR) und im Juli 1993 eine weitere aus Versoix (GE) positiv getestet worden. Bei beiden Tieren handelte es sich – wie auch im neusten Fall – um eine Wasserfledermaus (Myotis daubentonii). Das Virus wurde als ein European Bat Lyssavirus (EBL) identifiziert. Diese Tollwut-Viren traten bei Fledermäusen Ende der 1980er Jahre an der Nordseeküste von Dänemark bis Frankreich gehäuft auf, sie werden aber bis heute in ganz Europa regelmässig gefunden.

Die Schweiz ist frei von terrestrischer Tollwut, das heisst, die Tollwut bei Füchsen – an der auch regelmässig andere Wild- und Haustiere erkrankten – ist vollständig verschwunden . Tollwut bei Fledermäusen kann jedoch nach wie vor jederzeit auftreten, wie der jüngste Fall aus Genf zeigt. Für die Fledermaus-Tollwut sind nicht die gleichen Viren verantwortlich wie für die Fuchtollwut, es handelt sich vielmehr um sogenannte Tollwut-verwandte Viren, die jedoch ebenfalls humanpathogen und für einen unbehandelten Menschen fatal sind. Im jüngsten Fall lag keine Exposition vor, weil die Finderin der Feldermaus die nötige Vorsicht walten liess und das offensichtlich kranke Tier nicht berührte.

Tollwut wird durch einen Biss des infizierten Tieres übertragen. Menschen, die von tollwütigen Tieren gebissen werden oder mit ihrem Speichel in Kontakt kommen, können durch eine postexpositionelle prophylaktische Behandlung praktisch mit Sicherheit gegen die Krankheit geschützt werden. Personen, die sich mit Fledermäusen beschäftigen, wird dringend empfohlen, sich prophylaktisch gegen Tollwut impfen zu lassen. Die Wahrscheinlichkeit für Menschen, mit tollwütigen Fledermäusen in Kontakt zu kommen, ist in der Schweiz sehr gering. Der Fledermausschutz ist gut organisiert, und die Institutionen, die sich mit Fledermäusen befassen, schicken regelmässig tot gefundene oder offensichtlich kranke Tiere an die Schweizerische Tollwutzentrale zur Untersuchung. Trotzdem sind in der Schweiz seit den ersten gesicherten europäischen Fällen von Fledermaustollwut in den 1950er Jahren nur drei tollwütige Tiere gefunden worden. Gerade diese Seltenheit darf aber nicht zu Nachlässigkeit verleiten – bei jedem physischen Kontakt mit einer Fledermaus muss die Möglichkeit von Tollwut in Betracht gezogen werden und die Notwendigkeit einer postexpositionellen Tollwutprophylaxe abgeklärt werden.

Quelle: Schweizerische Tollwutzentrale, Bern, Schweiz

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