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Artgerechte Fütterung: Augen auf beim Futterkauf!

Stellungnahme der AGK (Arbeitsgemeinschaft Kleintierpraxis im BPT e.V.) zum Thema artgerechter Fütterung von Kaninchen, Meerschweinchen und Vögeln

Augen auf beim Futterkauf!

Zunehmend unübersichtlicher wird die im Zoofachhandel und in den Supermärkten angebotene Palette an Futtermitteln und Snacks für kleine Heimtiere und Vögel. Bezugnehmend auf das Deutsche Tierschutzgesetz, das eine artgerechte Tier- haltung und damit auch -ernährung verlangt, möchten wir, die in der Kleint- ierpraxis tätigen Tierärztinnen und Tierärzte, die Halter von Kaninchen, Meerschweinchen und Vögeln stärker sensibilisieren. Wir möchten sie ermuntern, die angebotenen, so genannten Alleinfuttermittel, Zusatzfuttermittel, Bunt- futtermischungen, Snacks etc. einer kritischen Betrachtung zu unterziehen und sehen es deshalb als unsere Aufgabe an, im Interesse der Gesunderhaltung dieser Tiere auf die dringende Notwendigkeit einer art – und bedarfsgerechten Fütterung hinzuweisen.

Viele der im Handel vertriebenen Tiernahrungen werden dem Anspruch an eine artgerechte Ernährung in keiner Weise gerecht. Häufig sind sie sogar schlicht gesundheitsschädlich und damit lebensverkürzend für die angesprochenen Tierarten. Ein Augenmerk sollte zunächst gerichtet sein auf wichtige Angaben, die auf keiner Futtermittelverpackung fehlen sollten: – Gehaltsanalyse (Bestandteile) – Dosierungsrichtlinien – Haltbarkeit, vor allem im Hinblick auf die Aufbewahrungsvorschrift für den häuslichen Gebrauch

Ferner sollte den Ernährungsgewohnheiten einzelner Tiere in ihrer natürlichen Umgebung Rechnung getragen werden:

Kaninchen und Meerschweinchen, die ursprünglich in karg bewachsenen Regionen leben (z.B. Anden, Heidelandschaften), benötigen für den lebens- wichtigen Abrieb ihrer ständig nachwachsenden Zähne rohfaserreiches Futter, da dieses lange zermahlen werden muss. Die ausschließliche Verfütterung von Heu, Stroh und Grünfutter erfüllt genau diesen Anspruch und sorgt auch für eine ausreichende Energieversorgung. Beim Kauf sollte darauf geachtet werden, dass sowohl Heu, als auch Stroh, in luftdurchlässigen Verpackungen angeboten wird, da in Plastikverpackungen die Gefahr der Schimmelbildung besteht. Ungeeignet für die Fütterung von Kaninchen und Meerschweinchen ist jede Art von Misch- und Buntfutter, da die Tiere die für sie schmackhaftesten, besonders fettreichen Bestandteile bevorzugen. Da diese, ebenso wie Grün- Rollies und Pellets, nur wenig gekaut werden müssen sind die Folgen einer Ernährung mit industriell hergestelltem Futter – mangelhafter Zahnabrieb, daraus resultierend eine ständig korrektur- bedürftige, schmerzhafte Zahnfehlstellung und – krankhaftes Ãœbergewicht durch zu energiereiche Kost. Gesundheitsschädlich, und deshalb vollkommen abzulehnen, ist die Verfütterung von „Drops“ , wie etwa Joghurt-, Schoko- oder Vitamindrops, oder jeder anderen Art von süßen Snacks. Diese Zusatzprodukte sind nach Auffassung der Tierärztinnen und Tierärzte gänzlich überflüssig.

Alle körnerfressenden Ziervögel benötigen, sofern sie mit handels- üblichen Körnersaatmischungen gefüttert werden, Ergänzungen durch pflanz- liches Frischfutter (Obst, Gemüse, Wildkräuter oder -gräser) und Vitamin- und Spurenelementgaben.

Während die handelsüblichen Körnersaatmischungen sich für Kanarien und andere Singvögel als Grundfutter eignen, sofern Frische und Hygiene des Futters gewährleistet sind, werden Körnermischungen für Papageien und Großsittiche zunehmend als ungeeignet eingeschätzt. Für diese Vögel existieren mittlerweile Vollwertfuttermittel in pelletierter Form, die – auf wissenschaftlicher Basis entwickelt – alle notwendigen Inhalts- stoffe im geeigneten Mengenverhältnis beinhalten.

Ein Hauptproblem in der Vogelhaltung ist die Verfettung der Tiere. Daher sollten Vögeln nie unbegrenzt Körnersaatmischungen oder andere hoch- kalorische Futter (z.B. Kolbenhirse) angeboten werden, sondern ein- bis zweimal täglich eine feste Menge: 10-20% des Körpergewichts, das sind für einen Kanarienvogel oder Wellensittich maximal ein gestrichener Teelöffel pro Tag!

Die immense Zahl angebotener Zusatzfuttermittel (Knabberstangen, Energie-, Gesundheitsmischungen, Leckerbissen wie Vogelcräcker, Vogelbrot, aber auch Mauserhilfen) ist durchweg kritisch zu beurteilen – bestenfalls lässt sich sagen, dass die Produkte keinen Nutzen haben, schlechtestenfalls dass sie gesundheitsschädlich sind da hinsichtlich ihrer Inhaltsstoffe unausgewogen.

Sie möchten mehr über artgerechte Haltung und Fütterung Ihrer Heimtiere wissen? Wir, die Tierärztinnen du Tierärzte der Arbeitsgemeinschaft Kleintierpraxis im BPT e.V., der AGK, beraten Sie gern!

Dr. Veit Kostka, Stabschef der Interessengemeinschaften

Dr. Ute Zogbaum, Vorsitzende des Arbeitskreises Öffentlichkeitsarbeit

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