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Die Anästhesie bei Reptilien: Nicht ohne Risiko

München (aho) – Die Anästhesie der Reptilien stellt für den praktizierenden Veterinärmediziner immer noch eine Herausforderung dar. Unter anderem da Untersuchungen zu unter praxisbedingungen anwendbaren Methoden und Angaben zu physiologischen Referenzwerten weitgehend fehlen. Eine Untersuchung an der Tierärztlichen Fakultät der LMU – Universität München hat jetzt neue Narkosetechniken und physiologische Parameter dokumentiert.

Bei der Ermittlung der Referenzwerte für Atem- und Herzfrequenz konnte eine deutliche Korrelation der Parameter mit der Raum- und Körpertemperatur festgestellt werden. Ein deutlicher Unterschied zeigte sich in der Herz- frequenz der verschiedenen Arten und Familien. Die Referenzbereiche der Herzfrequenz bewegen sich in Abhängigkeit von Art und Familie bei 22-28 °C zwischen 32 und 104 Schläge pro Minute, bei 29-33 °C zwischen 44 und124 Schläge pro Minute und bei 34-40°C zwischen 56 und 176 Schläge pro Minute.

Die Arbeit dokumentiert 100 Narkosen, die an klinisch erkrankten Tieren durchgeführt wurden. Dabei wurden 8 Schlangen und 22 Echsen einer Propofol- monoanästhesie unterzogen. 17 Schlangen und 10 Echsen wurden einer Inhalationsanästhesie mittels Isofluran unterzogen. Bei 2 Schlangen und 41 Echsen wurden Propofol und Isofluran kombiniert. Es konnte gezeigt werden, dass die Einschlafphase bei allen drei Formen sehr kurz ist. Exzitationen traten häufig bei Schlangen während der Einleitung mittels Isofluran in Form von Muskelspasmen auf. Bei Echsen können nach der Propofolinjektion Exzitationen auftreten. Da mittels der Propofolinjektion bei Echsen und Schlangen in 30 % der Fälle kein Stadium chirurgischer Toleranz erreicht werden konnte, und eine Analgesie nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte, kann es zur Sedation für diagnostische Zwecke, für kleine nicht schmerzhafte Eingriffe und zur Prämedikation empfohlen werden, nicht aber als Monoanästhesie für chirurgische Eingriffe. Wurde ein Toleranzstadium erreicht, so dauerte dieses im Mittel 14 Minuten an. Die Aufwachphase war kurz und exzitationslos. Besondere Vorsicht ist bei der Propofolanästhesie bei Boiden geboten, da sie bei 2 von 4 Tieren zum Exitus letalis führten. Ebenfalls zu warnen ist vor der Injektion von dem Lokalanästhetikum Lidocain in die Maulschleimhaut, da es in 40 % der Fälle zum Exitus letalis führte. Sowohl die Isoflurananästhesie als auch die Propofol- Isoflurankombination können als sehr sichere Anästhesieformen eingestuft werden. Das Stadium chirurgischer Toleranz wurde bei allen Tieren erreicht. Bei 73 Narkosen zum Teil schwer erkrankter Tiere waren nur 2 Todesfälle zu beklagen. Es konnte weder ein direkter Zusammenhang der Aufwachphase mit der Dauer der Anästhesie festgestellt werden, noch konnte eine allgemeingültige Zeitspanne für die Dauer der Aufwachphase ermittelt werden. Die Begründung dafür liegt sicher in der Verschiedenheit der Patienten und ihrer Erkrankungen. Da sich auch bei geschlossenem Verdampfer eine nicht unerhebliche Isoflurankonzentration im Einatem- schenkel des Stephens-Narkosegerätes befindet, sollte während der Aufwachphase mittels Ambubeutel beatmet werden. Zudem stellt der niedrigere Sauerstoffgehalt der Raumluft einen positiven Atemreiz dar. Sowohl die Isofluranmonoanästhesie als auch die Propofol – Isofluran- kombination führten zu einer Senkung der Herzfrequenz um durchschnittlich 15%. Zum Zeitpunkt des Erwachens lag die Herzfrequenz wieder nahe dem Ausgangswert.

Beide Narkoseformen können als gleichwertig betrachtet werden. Es kann in Abhängigkeit von der Indikation ausgewählt werden. Große, wehrhafte Tiere, und solche die sich nicht ohne Prämedikation intubieren lassen, v.a. Echsen sollten einer Prämedikation unterzogen werden. Bei Schlangen v. a. Boiden kann auf eine Prämedikation verzichtet werden, wenn die Fixation keinen zu großen Stress für das Tier herbeiführt und das Personal nicht gefährdet wird.

Weeger, Cordula Mirjam Narkose bei Echsen und Schlangen unter der besonderen Berücksichtigung der Anwendung von Propofol, Isofluran und der Kombination dieser Anästhetika – Eine klinische Studie Dissertationen an der Tierärztlichen Fakultät der LMU – München im Wintersemester 2001/2002

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