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Röthel-Mäuse: Hanta-Virus-Infektionen in Aachen

Gesundheitsamt warnt vor möglichen Infektionsrisiken

Aachen (aho) – Innerhalb der letzten vier Wochen sind in der Stadt Aachen vier Fälle von Hanta-Virus-Infektionen aufgetreten. Das Gesundheitsamt der Stadt Aachen weist deshalb die Aachener Bevölkerung vorsorglich auf mögliche Infektionsrisiken, Erkennungsmerkmale der Virus-Infektion und Verhaltensempfehlungen hin.

Während des Koreakriegs Anfang der fünfziger Jahre wurde die exotische Krankheit im Westen unter dem Stichwort „Korea-Fieber“ bekannt. 2500 amerikanische GIs waren damals im Dschungel an einer geheimnisvollen Plage erkrankt, 121 verstarben. Damals infizierten sich die amerikanischen Soldaten durch Mäuse am Fluss Han.

Von dort hat sich der Krankheitserreger wahrscheinlich über die ganze Welt ausgebreitet und zeigt überall verschiedene Gesichter: Von grippe- ähnlichen Krankheitszeichen über Nierenversagen, einer schweren Form von Lungenentzündung bis hin zu schwersten inneren Blutungen, ähnlich dem Ebola-Virus.

Die gefährlichste Variante des Virus heißt Hantaan, die bisher aber nur auf anderen Kontinenten nachgewiesen werden konnte. Grundsätzlich besteht aber das Risiko einer Hanta-Virus-Infektion auch bei uns.

In Europa waren bislang nur milde Varianten der Hanta-Viren bekannt – der Puumala-Stamm. Er wurde erstmals 1943 beschrieben, nachdem 10.000 deutsche Soldaten in Lappland unter Ãœbelkeit, Erbrechen und Kopfweh litten. Die Puumala-Variante ist in Europa längst verbreitet und vermutlich immer häufiger für Fälle von Nierenversagen verantwortlich. Hanta-Virus- Antikörper lassen sich bei etwa 5 % der Bevölkerung nachweisen, die Infektion als solche ist also nicht ganz selten.

Seit Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes Anfang diesen Jahres sind in NRW 18 Fälle gemeldet worden. Bei aller gebotenen Zurückhaltung lässt sich daraus eine Neuerkrankungsrate von 2,4 Fälle pro 1 Million Einwohner und Jahr errechnen.

Die Röthel-Maus gilt bei uns als Hauptüberträger dieser Hanta-Variante. Durch das Einatmen des verseuchten Mäusekots kann man sich beispielsweise bei der Gartenarbeit anstecken. Ansteckend sind Speichel, Urin und Kot sowie das Nestmaterial von infizierten Mäusen. Davon abgeleitet können folgende Risikofaktoren benannt werden:

· Wohnen in Waldnähe, bevorzugt Buchenwald in weniger als 50 Meter Abstand

· Aufräumen von Räumen, die im Winter verlassen sind, wie Keller, Garagen

· Rauchen durch Reduzierung der Abwehrkräfte im Bronchialsystem

Die Krankheit wird nicht von Mensch zu Mensch, nicht durch medizinische Eingriffe, nicht durch Blut oder Blutprodukte und auch nicht durch Haustiere übertragen. Der folgende Krankheitsverlauf ist typisch: Schweißausbrüche, allgemeine Müdigkeit und Schüttelfrost lassen den behandelnden Arzt häufig zunächst auf einen grippalen Infekt schließen. Manchmal werden erst nach einigen Tagen, wenn die Symptome trotz Medikamentengabe nicht nachlassen, schlechte Nierenwerte festgestellt.

Eine schützende Impfung gibt es gegen diese Infektion ebenso wenig wie eine wirklich ursächliche Behandlung. Bei rechtzeitiger Entdeckung der Krankheit sind bei dieser Hanta-Variante die Heilungschancen jedoch recht groß.

Empfehlungen zur Vorbeugung gegen Hantavirus-Infektion können nur ganz allgemeiner Art sein:

· Feuchte Säuberung von Räumen, die längere Zeit unbewohnt waren (Keller, Garagen).

· Vermeidung von Staubentwicklung, z.B. durch vorheriges Anfeuchten der zu reinigenden Flächen. Das Tragen eines Mundschutzes, wie er in Baumärkten angeboten wird zum Schutz bei stark staubenden Tätigkeiten, bietet keinen hundertprozentigen Schutz, ist aber wohl in der Lage, das Risiko weiter zu verringern.

· Vermeidung von Lebensmittelresten, Aufbewahren von Lebensmitteln nur in geschlossenen Behältern.

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