Milchviehhaltung: Frühes Erstkalbealter hat viele Vorteile
(aid) – Der hohe Kostendruck in der Milchviehhaltung zwingt zu gesteigerter Produktivität der Gesamtherde, also bei Kuh- und Jungrinderbestand. Eine Möglichkeit der Produktionssteigerung zielt auf die „Zuchtreife“, etwa bei 13 bis 15 Monaten mit anschließender Trächtigkeit und einem Erstkalbealter (EKA) von 24 bis 26 Monaten. Dieses Konzept verlangt jedoch eine sorgfältige intensive Aufzucht im ersten Lebensjahr. Gewichtskontrollen mit Waage oder Gewichtsbandmaß sowie Beurteilung der Körperkondition sind unerlässlich zur Bestimmung der Aufzuchtintensität. Bei der Erstbelegung sollten Zweinutzungsrassen wie Fleckvieh 60 %, reine Milchrassen wie Holstein 55 % ihres jeweiligen Endgewichts (460 bzw. 390 kg) und eine gewisse Rahmengröße erreicht haben. Die mittleren Tageszunahmen sollten im Mittel bei frühreifen Tieren nicht über 800 g und bei spätreifen nicht unter 600 g liegen. 21 Tage nach der ersten Kalbung sollte die Fleckviehkuh 80 % und die Holsteinkuh 70 % ihres Endgewichts erreicht haben. Erst während der ersten Laktation schließen die Rinder ihr Wachstum ab. Wie in einem Vortrag auf der 33. Viehwirtschaftlichen Fachtagung in Irdning, Österreich, ausgeführt wurde, verlängert ein frühes EKA die Nutzungsdauer und beeinflusst Zwischentragezeit und Besamungsaufwand nicht negativ. Die Schwergeburtenrate liegt niedriger und das Mastitisrisiko ist etwas verringert. Besondere Beachtung erfordert die Vorbereitungsfütterung in den letzten drei bis vier Wochen vor dem Kalben, wenn das Kalb besonders stark wächst und das Eutergewebe aufgebaut wird. Wichtig ist auch die Fütterung zu Beginn der Laktation. Für die meist schwächeren, rangniederen Erstlaktierenden muss ein sicherer Zugang zum Futter gewährleistet sein.
Frühes Erstkalbealter wirkt sich günstig auf die Remontierungsrate aus. Es stehen mehr Tiere zur Bestandsergänzung zur Verfügung, dies ermöglicht eine bessere Selektion und erlaubt zusätzlichen Zuchtrinderverkauf. Die frühe Zuchtbenutzung erfordert gesunde Tiere, deren Entwicklung vom Milchkalb an dauernd kontrolliert und eventuell korrigiert wird.
aid, Dr. Sigrid Baars