Schweiz: Tierschänderstory war Medienhysterie
Zürich (aho) – Von den gut vierzig Tierschändungen, die seit Juni 2005 in der Nordwestschweiz vorgefallen seien, konnte Professor Andreas Pospischil vom Institut für Veterinärpathologie der Universität Zürich mit seinem Team 13 Fälle genau untersucht. Seine Schlussfolgerung: Nur in einem der untersuchten Fälle könnte eventuell Tierschändung vorliegen.
In 6 von 13 Fällen wurde bei den untersuchten Tieren eine Erkrankung festgestellt, die den Tod des Tieres verursachte, zum Beispiel eine verschleppte Geburt oder eine Verdrehung der Gebärmutter, eine Hirnhautentzündung, dann auch eine fehlende Milchaufnahme nach der Geburt oder eine Harnvergiftung, weil die Harnröhre mit Harnsteinen verstopft war. In zwei weiteren Fällen lagen Bissverletzungen vor, die auf Grund der Art der Einbisse von Füchsen stammen. Bei den verbleibenden Fällen handelt es sich um abgetrennte Zitzen und Schwänze von Rindern. Nach dem Tod der Tiere wurde ein Teil dieser Tierkörper von Wildtieren angefressen. Wie der bekannte Veterinärpathologe in einem Interview erläuterte, können Füchse, Wildschweine, Dachse, Marder, Hunde, Raben- und Greifvögel derartige Veränderungen hervorzurufen.
Die Verletzungen, die diese Tiere hatten, wiesen laut Professor Pospischil an den Wundrändern keine Blutungen auf. Zum Teil fanden sich Bissspuren. Auffällig war, dass die Mehrzahl der Verletzungen an Körperteilen zu finden war, die keinen knöchernen Untergrund aufweisen. Damit ist es als erwiesen zu erachten, dass diese Tiere nach dem Tod von Wildtieren angefressen wurden.
Verletzte und abgetrennte Euterzitzen und Schwänze bei Rindern kommen sowohl bei Milchkühen als auch bei Mastrindern unter verschiedenen Haltungssystemen von Rindern nicht selten zustande (Lauf-, Anbindestall; mit / ohne Einstreu). Eine weitere wichtige Rolle spielen die Klauenpflege bei den Tieren sowie die Bodenverhältnisse im Stall, erläuterte Pospischil in dem Interview.
Demnach geht in der Region kein Tierschänder um. Nur in einem der untersuchten Fälle ergaben sich Hinweise darauf, dass einem Kalb – wohlgemerkt erst nach dem Tode – Schnittverletzungen zugefügt wurden. Bei den anderen 12 Fällen kann der Pathologe Tierschändung aufgrund der Obduktion ausschließen. Offensichtlich wurden die toten Tiere nicht von einem kompetenten Institut untersucht, bevor die Meldungen über „Tierschändung“ in den Medien zu zirkulieren begannen.