Neue Strategie soll Wirksamkeit von Antibiotika erhalten: Bundeskabinett beschließt DART 2020; 300 Mio. für mehr Hygiene in Krankenhäusern
Berlin (aho) – Mehr Hygiene, mehr Kontrollen, mehr Forschung: Mit der Deutschen Antibiotika-Resistenz-Strategie (DART 2020) will die Bundesregierung die Ausbreitung resistenter Keime eindämmen.
Damit werden die 2008 begonnenen Anstrengungen zur Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen fortgesetzt und verstärkt, heißt es in einer Presseinformation. „Die weltweite Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen muss gestoppt werden“, sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Er hatte die Pläne bereits im März angekündigt.
Das Strategiepapier sieht unter anderem einen Ausbau der Überwachungssysteme vor, um neue Erreger und Antibiotika-Resistenzen frühzeitig zu erkennen. Die bestehenden Meldepflichten sollen auf weitere multiresistente Erreger ausgeweitet werden. Vorgesehen sind außerdem eine verstärkte Aufklärung der Bevölkerung sowie mehr Fort- und Weiterbildungen für Beschäftigte im Gesundheitswesen. Die Krankenhäuser sollen in ihren Qualitätsberichten zusätzlich über Hygienestandards informieren. Bei der Aufnahme in die Klinik sollen Patienten noch besser auf bestehende Infektionen hin getestet werden. Auch Besucher sollen stärker als bislang ihren Beitrag leisten, etwa durch eine verstärkte Desinfektion der Hände beim Betreten der Klinik. Zur Zeit laufe bereits ein Förderprogramm für mehr Hygiene in Krankenhäusern mit einem Volumen von 300 Millionen Euro. Die Strategie soll auch die Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika, alternative Therapiemethoden und Tests zur Schnelldiagnostik voranbringen. Mit der Pharmaindustrie will die Regierung über mögliche Hindernisse in der Forschung und der Entwicklung neuer Arzneimittel beraten.
Die Ziele der DART 2020 im Einzelnen:
1) One-Health-Ansatz national und international stärken
Die zuständigen Bundesministerien kooperieren in einer interministeriellen Arbeitsgruppe zur Reduzierung von Antibiotika-Resistenzen im human- und veterinärmedizinischen Bereich und werden die Forschungsvereinbarung zu Zoonosen erneuern. Die Bundesministerien werden die fachlich relevanten internationalen Organisationen unterstützen, um Antibiotikaresistenzen weltweit zu bekämpfen.
2) Resistenzentwicklungen frühzeitig erkennen
Überwachungssysteme werden ausgebaut, um neue Erreger und Resistenzen frühzeitig zu erkennen und repräsentative Daten für ganz Deutschland zu erhalten, die auch der Forschung zur Verfügung stehen. Dies erlaubt, zeitnah Therapie- und Hygiene-Empfehlungen sowie gezielte Präventionsstrategien zu entwickeln.
3) Therapie-Optionen erhalten und verbessern
Das Antibiotika-Verbrauchs-Monitoring wird erweitert. Diese Daten bilden auf nationaler Ebene die Grundlage für Interventionsmaßnahmen. Zudem werden Konzepte zur Erstellung und Anwendung von Leitlinien erarbeitet.
4) Infektionsketten frühzeitig unterbrechen und Infektionen vermeiden
Sowohl in der Human- als auch in der Veterinärmedizin wird die Diagnostik verbessert und die Umsetzung von Hygienemaßnahmen gefördert. Die Methoden der Tierhaltung müssen in diesem Sinne optimiert werden.
5) Bewusstsein fördern und Kompetenzen stärken
Wissen und Handlungskompetenzen müssen sowohl in der Bevölkerung als auch bei Ärztinnen und Ärzten, Tierärztinnen und Tierärzten sowie Angehörigen anderer Gesundheitsberufe durch zielgruppenspezifische Informationen vermittelt werden. Sie können entscheidend dazu beitragen, die Verbreitung resistenter Krankheitserreger einzudämmen.
6) Forschung und Entwicklung unterstützen
Alle entsprechenden Forschungsbereiche in der Human- und Veterinärmedizin werden gestärkt und interdisziplinäre Forschungsvorhaben vorangebracht, von der Grundlagenforschung zur Resistenzentstehung und –verbreitung bis hin zur Entwicklung neuer Diagnostika und Arzneimittel.
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