Mastitis: Psychogene Einflüsse auf das Immunsystem
(aid) – In der Milchviehhaltung kommt den psychogenen Einflüssen auf das Immunsystem eine größere Bedeutung zu als allgemein angenommen wird. Die Heilungsraten von klinischen und subklinischen Mastitiden bei Kühen lagen nach lokaler Applikation von Antibiotika je nach Erreger zwischen 49,4 % (Staphylococcus aureus) und 83,5 %, die Selbstheilungschancen bewegten sich zwischen 26,5 % (Streptococcus agalacticae) und 72,2 %. Ziel einer antibiotischen Behandlung sollte einerseits die Reduktion der Erreger und zum anderen die Steigerung der Wirksamkeit der immunologischen Abwehr sein. Wie in der Zeitschrift „Der praktische Tierarzt“ (collegium veterinarium XXXIX; 38 – 42 (1999) dargelegt wurde, waren die Heilungsraten für die meisten Mastitiden bei antibiotischer Behandlung verbessert, bei Staphylococcus aureus allerdings war ein Unterschied zwischen Antibiose (49 %) und bei Selbstheilung (43 %) nicht nachweisbar. Gering war der Selbstheilungserfolg bei Streptococcus agalacticae mit 26 % gegenüber 77 % bei Antibiose. Die Gefahr einer Neuinfektion ist besonders hoch während der Frühlaktation, wenn der Organismus einer Vielzahl von Veränderungen ausgesetzt ist. Der für die Gesundung der Tiere wichtige Immunstatus wird jedoch nicht nur durch die Zufuhr von Energie und Nährstoffen, die Versorgung mit Mikroelementen wie Selen, Kupfer, Zink sowie den Vitaminen A und E beeinflusst, sondern auch durch psychogene Faktoren. So erfolgt eine Immunaktivierung beispielsweise bei optimaler Umweltgestaltung, guter Integration des Einzeltiers in der Herde sowie individueller menschliche Zuwendung. Das Gegenteil, nämlich Immunsuppression bewirken unter anderem Tiertransporte, Verluste des Sozialpartners oder eine Änderung in der Rangordnung. Die Heilungschancen bei antibiotischer Behandlung weisen – unabhängig von Medikament oder Erreger – starke herdenspezifische Einflüsse auf. Es wird vermutet, dass in Herden mit ausgewogenem Immunstatus die Heilungsraten für Mastitiden bei 60 bis 70 % liegen, unter ungünstigen Rahmenbedingungen wird dagegen nur ein Erfolg von 20 % zu erreichen sein.
aid, Sigrid Baars, v. 17.02.2000