Schlachtbetrieb Bad Bramstedt: Vion wehrt sich; „nicht sofort tot“
[Bolzenschussgerät] Kiel/Bad Bramstedt (aho) – Eine fortgesetzte Stilllegung seines Schlachtbetriebes in Bad Bramstedt ist für den Fleischverarbeiter Vion nicht akzeptabel. Das Agrarministerium in Kiel hatte gestern trotz zweier Bestätigungen der Unbedenklichkeit eine erneute Prüfung in Auftrag gegeben.
Wie Vion mitteilt, haben unabhängige Gutachter in den vergangenen Tagen den Schlacht- und Zerlegebetrieb in Bad Bramstedt kontrolliert. In ihren Expertisen, die auch den schleswig-holsteinischen Veterinärbehörden und dem zuständigen Ministerium vorliegen, sprechen sie sich laut Vion für eine sofortige Freigabe der Produktion in dem Fleischbetrieb aus. Ausdrücklich wird erwähnt, dass es keine hygienisch bedenklichen Gründe gibt, um das Unternehmen weiter zu sperren.
Hier die Zusammenfassung der Gutachter und eine Empfehlung der QS Qualität und Sicherheit GmbH für den Lebensmitteleinzelhandel:
SGS Germany GmbH
Zum Zeitpunkt des Audits konnten keine Abweichungen in Bezug auf branchenübliche Hygienerichtlinien und dem Umgang mit lebenden Tieren festgestellt werden. Die Dokumentation im Rahmen der Eigenkontrolle war plausibel und nachvollziehbar geführt.
GISSEL Institut
Sachverständigengutachten zur Fragestellung, ob in den Räumlichkeiten der Firma VION Bad Bramstedt hygienisch einwandfreies Fleisch erschlachtet und zerlegt werden können.
Zusammenfassend konnte von mir und der zuständigen Veterinärverwaltung kein Grund festgestellt werden, um eine Schlachtung bzw. Zerlegung aus hygienischen Gründen weiter zu untersagen. Eine Endverbrauchergefährdung aufgrund der festgestellten Mängel liegt nicht vor. Bei einem älteren Schlachthof sind ständige Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten das normale Tagesgeschäft. Ich empfehle in Verbindung mit den Veterinärbehörden einen Maßnahmenkatalog zu entwerfen mit zeitlicher Festlegung der Abarbeitung und Überprüfung der Durchführung, und die Schlachtung wieder freizugeben.
An die QS-Systempartner im Lebensmitteleinzelhandel
Unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe in dem Schlacht- und Zerlegebetrieb der VION Food Deutschland in Bad Bramstedt haben wir entsprechend reagiert und ein QS-Sonderaudit beauftragt. Aktuell wird an dem VION-Standort weder zerlegt noch geschlachtet. Die Einschätzungen von zwei QS-Auditoren, die unabhängig voneinander in den letzten beiden Tagen den Betrieb kontrolliert haben, liegen uns vor. Demnach spricht aus hygienischer und tierschutzrechtlicher Sicht nichts dagegen die Schlachtung und Zerlegung in Bad Bramstedt wieder aufzunehmen.
Unklare Vorwürfe und Hoffnungen
Die Vorgänge um angebliche Tierquälereien am Schlachthof in Bad Bramstedt sind bisher ungeklärt.
Der NDR berichtet mit folgendem Wortlaut: „Laut der Kieler Oberstaatsanwältin Birgit Heß sollen die Tiere nicht sofort tot gewesen sein. Die Behörde hofft, durch die beschlagnahmten Unterlagen konkrete Hinweise zu bekommen. Es geht um mögliche Tierquälerei. Nach Informationen von NDR 1 Welle Nord sollen einige Rinder während der Schlachtung auch wieder zu sich gekommen sein.“
Aus fachlicher Sicht muss bemerkt werden, dass Rinder nach einem Bolzenschuss nicht sofort tot sondern nur betäubt sind. Herzfunktion und viele andere Vitalfunktionen sind erhalten. Dies ist für den weiteren Schlachtvorgang zwingend. Nach dem Bolzenschuss werden die Tiere an einem Hinterbein aufgehängt. Die Tötung erfolgt dann durch Blutentzug. Mit dem Entbluteschnitt werden die vordere Hauptschlagader und die vordere Hohlvene eröffnet, so dass in kürzester Zeit ein maximaler Blutverlust eintritt und die weitere Sauerstoffzufuhr zum Gehirn unterbunden wird. Der Entbluteschnitt muss während der Wirkungsdauer der Betäubung vorgenommen werden, und zwar so zügig, dass die Tiere nicht mehr aus der Betäubung erwachen. Durch den Blutentzug werden Gehirn und alle anderen Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, so dass der Tod eintritt.
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