Diskussion um Sicherheit in Stallanlagen
Haldensleben (aho) – Der qualvolle Tod von 117.000 Hühner am vergangenen Sonnabend in Bülstringen (Landkreis Börde) in Sachsen-Anhalt hat eine Diskussion über die Sicherheit in Stallanlagen ausgelöst. Nach Angaben des Stromanbieters E.on Avacon hatte ein Blitzschlag im Umspannwerk Haldensleben einen Ausfall der Stromversorgung hervorgerufen. Ein Polizeisprecher sagte der „Mitteldeutschen Zeitung“, es habe zwar ein Notstromaggregat gegeben, es sei allerdings nicht angesprungen. Offenbar gab es weder eine Alarmanlage noch einen Bereitschaftsdienst.
Die Bundestagsabgeordnete und Sprecherin für Tierschutz der bündnisgrünen Bundestagsfraktion Undine Kurth forderte gestern Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) auf, Konsequenzen aus den „Unfällen“ zu ziehen und dafür zu sorgen, dass Tierhaltungsanlagen, in denen das Überleben der Tiere vom Funktionieren technischer Anlagen abhängig ist, etwa von den Belüftungsanlagen, nicht ohne ständige menschliche Aufsicht betrieben werden dürfen. „Tiere dürfen ….. nicht wie Industriegüter behandelt werden, deren Wohl nur vom Funktionieren technischer Kontrollanlagen abhängig ist“, so Kurth in einer Presseinformation.
„Abtsbessingen, Meuserlengefeld, Alkersleben und nun Bülstringen – die Reihe von technisch bedingten Ausfällen von Lüftungsanlagen, in dessen Folge zigtausende Tiere qualvoll ersticken, reißt nicht ab“, erklärt dazu der agrar- und umweltpolitische Sprecher Dr. Frank Augsten der Grünen-Landtagsfraktion in Erfurt. „Der Gesetzgeber muss reagieren und den im Grundgesetz verankerten Tierschutz endlich auch in der Praxis ernst nehmen.“ Ähnliches ist zuletzt auch in einer Schweinemastanlage in Alkersleben geschehen – in Folge dessen verendeten rund 3.000 Tiere.
Die Landtagsfraktion in Erfurter Landtag von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN verweist darauf, dass Notfallpläne bei der Genehmigung solcher Anlagen offensichtlich nur eine unzureichende Rolle spielen. So werden beispielsweise für den Fall eines Brandes dringend notwendige Evakuierungsmöglichkeiten vom Gesetzgeber nicht eingefordert. Damit nimmt er Tierqualen im Havariefall und den Verlust von Tieren bewusst in Kauf, so die Fraktion in einer Pressemitteilung.
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Adrienne Kneis, Krefeld
Ob Frau Aigner endlich Konsequenzen aus solchen „Unfällen“ zieht, mag ich zu bezweifeln. Dass in Tierhaltungsanlagen, in denen das Überleben der Tiere vom Funktionieren technischer Anlagen abhängig ist, Belüftungsanlagen, nicht ohne ständige menschliche Aufsicht betrieben werden sollten – WIE LANGE wird dies bereits gefordert?! Gehandelt hat bisher noch niemand aus dem BMELV! Wie viele Tiere müssen noch qualvoll verenden?
Die Insassen eines „Hühner-KZs“ kommen nie ins Freie, verbringen ihr ganzes trauriges „Leben“ dicht gedrängt in riesigen Anlagen als sogenannte Turbohühner. Sie werden in rund einem Monat schlachtreif gemästet (bei einer natürlichen Lebenserwartung von rund 10 Jahren!).
Die Tiere werden völlig ausgebeutet. Sie werden büschelweise an den Füssen gepackt, in Kisten gestopft und zu einem Schlachthof gefahren. Fuss und Flügelbrüche sind dabei normal. Beim Schlachter werden sie an den Füssen – Kopf nach unten und bei vollem Bewusstsein – an ein Förderband gehängt. Den letzten Tag ihres grauenhaften Daseins verbringen die Tiere unter Schmerzen und Qualen in Todesangst.
Obwohl der Markt so gut wie gesättigt ist, investiert die Agrarindustrie bundesweit in neue Schlachthöfe und immer neuen Mastanlagen, zum Teil mit staatlicher Unterstützung. Dahinter stehen wirtschaftliche Erwägungen der Bundesregierung: Deutschland soll Fleisch-Exportland werden. Das gute Hühnerfleisch bleibt so im Land, minderwertige Hähnchenteile gehen zu Dumpingpreisen ins Ausland und ruinieren dort die heimische Produktion.
Aug 25th, 2011
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