Kreis Recklinghausen: Blauzungenkrankheit in vier Beständen nachgewiesen
Recklinghausen (aho) – Die Blauzungenkrankheit macht auch vor dem Vest nicht Halt. Erstmals im November 2006 in einem Bestand aufgetaucht, dann im Januar und Februar 2007 in fünf weiteren, wurde die Krankheit jetzt in vier Schafhaltungen in Datteln, Dorsten und Haltern am See gleichzeitig nachgewiesen. Das ergaben Untersuchungen beim Chemischen Landes- und Staatlichen Veterinäruntersuchungsamt Münster, deren Ergebnisse am späten Mittwochabend an den Kreis Recklinghausen übermittelt wurden.
Aufmerksame Tierhalter und Hoftierärzte hatten am Wochenende nahezu parallel bei mehreren Schafen Symptome der Blauzungenkrankheit festgestellt – starke Speichelbildung, angeschwollene Köpfe, dunkel verfärbte Maulschleimhäute und Lahmheit. Das daraufhin informierte Kreisveterinäramt hatte die Betriebe noch am Wochenende gesperrt und Blutuntersuchungen veranlasst.
„Im Kreis Recklinghausen passiert jetzt das, was in anderen Regionen des Landes schon vor längerer Zeit zu beobachten war“, urteilt Amtstierarzt Dr. Siegfried Gerwert über die aktuelle Entwicklung. „Allein seit Jahresbeginn hatte es bundesweit über 1.100 Ausbrüche der Blauzungenkrankheit gegeben, Schwerpunkt ist Nordrhein- Westfalen mit allein fast 900.“ Die Krankheit grassiert auch in den benachbarten Benelux-Staaten. „Einen Impfschutz gibt es nicht“, ergänzte der Amtstierarzt, „in den meisten Fällen werden die Tiere nach Behandlung wieder gesund, einige sterben an der Krankheit.“ In den jetzt aktuell im vestischen Kreis betroffenen Beständen werden insgesamt 800 Schafe gehalten, davon in Datteln in einem einzigen Bestand etwa 750 Tiere und die weiteren Tiere in Hobbybeständen in Dorsten und Haltern am See.
„Wir werden ab sofort die Kontrollen aller Schaf-, Ziegen- und Rinderhaltungen verstärken und im Verdachtsfall Blutproben ziehen“, sagte Thomas Stortz, Leiter des Rechts-, Veterinär- und Lebensmitteluntersuchungsamts. „Trotzdem gehen wir davon aus, dass die Zahl der erkrankten Tiere in den kommenden Tagen ansteigen wird.“
Nach Angaben des Veterinäramtes gibt es im Kreis ca. 6.500 Schafe, 900 Ziegen und 32.850 Rinder. Sie werden in 715 Betrieben gehalten. Die Blauzungenkrankheit ist eine nicht ansteckende, von Stechmücken übertragene Krankheit. Daneben können auch Ziegen und Rinder sowie Wildwiederkäuer erkranken. Für den Menschen ist die Blauzungenkrankheit ungefährlich, wie Dr. Siegfried Gerwert betonte. „Fleisch und Milchprodukte können ohne Bedenken verzehrt werden.“
Der Amtstierarzt bittet abschließend eindringlich darum, dass alle Halter von Schafen, Ziegen und Rindern ihre Bestände dem Kreisveterinäramt, sofern noch nicht geschehen, melden. Die Anzeigepflicht besteht unabhängig davon, zu welchem Zweck die Tiere gehalten werden. Sie gilt beispielsweise auch für die Hobbyhaltung.
Nachdem im August 2006 die Blauzungenkrankheit erstmals bei zwei Betrieben im Dreiländereck Deutschland-Niederlande-Belgien festgestellt wurde, hatte das Landwirtschaftsministerium großflächige Sperrmaßnahmen verfügt. So gilt das gesamte Land Nordrhein- Westfalen seit dem 20. Oktober 2006 als Gefährdungsgebiet.