Kreis Soest: Monitoring soll Informationen über Blauzungenkrankheit liefern
Soest (aho) – Wird die Blauzungenkrankheit auch 2007 wieder in Deutschland auftreten und damit wohl endgültig den Sprung aus den südlichen Regionen nach Westeuropa schaffen? Diese Frage bewegt zurzeit Dr. Wilfried Hopp, Chef des Veterinärdienstes im Soester Kreishaus. Denn der außergewöhnlich milde Winter nährt die Befürchtung, dass die den Virus übertragenden Stechmücken (Gnitzen) früh wieder fliegen.
Die Behörden haben den 1. Dezember 2006 als Beginn der „Vektor-freien Zeit“ festgelegt, für die angenommen wird, dass die Insekten nicht mehr auftreten (Vektor = Überträger von Infektionskrankheiten). Durch diese Regelung sind nach einer Karenzzeit von 40 Tagen (ab 10. Januar 2007) Erleichterungen in Kraft getreten. Die Behandlung der Tiere mit Insektiziden ist nicht mehr nötig. Vorher musste jedes einzelne Tier vor dem Verbringen außerhalb Nordrhein-Westfalens behandelt werden. Die Erleichterungen betreffen vor allem Tiere, die zu Mastzwecken gehandelt werden. Zuchttiere aus Nordrhein-Westfalen dürfen weiterhin nicht in freie Gebiete Deutschland verbracht werden, sondern nach negativer Blutuntersuchung lediglich in das 150-Kilometer-Beobachtungsgebiet.
Die anhaltend warme Witterung hatte dafür gesorgt, dass im Kreis Soest noch bis zum 30. November 2006 Fälle bekannt geworden waren. Zwischen dem 18. September und diesem Datum kam es zu insgesamt 14 Ausbrüchen der Tierseuche in der Region. Betroffen waren zwei Schafe und zwölf Rinder aus Welver, Lippetal, Lippstadt, Soest, Werl und Erwitte.
Die EU hat ein flächendeckendes Untersuchungsprogramm (Monitoring) auf den Weg gebracht, in das der Kreis Soest eingebunden ist. „15 Tieren aus zehn heimischen Betrieben werden monatlich Blutproben entnommen und untersucht“, erläutert Dr. Wilfried Hopp Mit Hilfe der Monitoringergebnisse soll die Virusverbreitung in den Sperrzonen ermittelt und nachgewiesen werden, dass als frei deklarierte Gebiete auch wirklich frei von der Blauzungenkrankheit sind. Begleitend werden ein entomologisches Monitoring und ein Wildtiermonitoring durchgeführt, das Informationen über den Überträger (entomologisches Monitoring) und den Viruseintrag in die Wildtierpopulation (Wildtiermonitoring) liefern soll.
Die Blauzungenkrankheit ist eine Virusinfektion bei Wiederkäuern, von der vor allem Schafe, aber auch Ziegen und Rinder betroffen sind. Im Kreis Soest gibt es 40.000 Rinder sowie 16.000 Schafe und Ziegen. Der Erreger ist für Menschen ungefährlich. Während die Krankheit bei Schafen tödlich verlaufen kann, stellt sich bei Rindern in der Regel nach einiger Zeit Linderung ein. Klinische Symptome sind Teilnahmslosigkeit, hohes Fieber, vermehrtes Speicheln. Rötung und Schwellung der Kopfschleimhäute sowie die Schwellung und Blaufärbung der Zunge.