Circovirus 2 bei deutschen Wildschweinen weit verbreitet
Gießen (aho) – Eine Untersuchung von Veterinärmedizinern der Justus-Liebig-Universität in Gießen belegt, dass in Deutschland von einem flächendeckenden Vorkommen des Circovirus 2 in Wildschweinebeständen auszugehen ist. Damit können auch Wildschweine ein Risikofaktor für die Infektion von Hausschweinen mit dem gefürchteten Virus sein. Das Porzine Circovirus II zählt weltweit zu den ökonomisch bedeutsamsten Krankheitserregern beim Schwein. In Wechselwirkung mit verschiedensten Management -, Haltungs- und Hygienefaktoren werden sie als Auslöser des sogenannte Postweaning Multisystemic Wasting Syndrome (PMWS) angesehen. Sie können eine Rolle beim porzinen Dermatitis-Nephropathie-Syndrom (PDNS) spielen und werden mit proliferativen interstitiellen Pneumonien (PNP) und Fruchtbarkeitsstörungen bei Sauen in Zusammenhang gebracht. Porzine Circoviren vom Typ 1 gelten hingegen als harmlos.
Die Giessener Wissenschaftler haben für ihre Untersuchung Milzproben von 238 Wildschweinen aus den Regionen Westerwald, Hunsrück, Rheingau und Odenwald auf PCV-1- und PCV-2-spezifische Nukleinsäuren (Erbgut) untersucht und die Befunde mit Alter und körperlicher Entwicklung der Tiere verglichen. Bei 61,8% der Tiere konnte weder PCV – 1 noch PCV – 2 nachgewiesen werden, 21,9% waren positiv für PCV-1 und 18,1% für PCV – 2. Die Unterschiede waren zwischen den einzelnen Revieren und Regionen recht groß und statistisch signifikant. Jüngere Tiere erwiesen sich deutlich stärker betroffen als ältere, ein Einfluss auf die Entwicklung der Tiere konnte jedoch nicht festgestellt werden.
Epidemiologische Studien aus Belgien und Spanien sowie Einzelbefunde aus Deutschland sprechen auch für eine mögliche Rolle von Wildschweinen als Multiplikator und Reservoir für den Erreger. Abschätzung des Übertragungsrisikos auf Hausschweinpopulationen fehlen bislang, erläutern die Veterinärmediziner.
Knell, S, H. Willems, Barbara Hertrampf, G. Reine Prävalenzen porziner Circoviren in ausgewählten deutschen Wildschweinpopulationen Tierärztliche Praxis (Großtiere) 4; 2005; S. 247-253