Q-Fieber: Beschränkungen für Schafherden im Lahn-Dill-Kreis
Wetzlar (aho) – Als Reaktion auf die in den letzten Wochen in der Gemeinde Waldsolms (Hessen) aufgetretenen drei Fälle der Erkrankung Q-Fieber bei Menschen, hat das staatliche Landratsamt jetzt, wie bereits zuvor in Breitscheid, Dietzhölztal, Eschenburg, Herborn, Driedorf, Dillenburg und Sinn, Beschränkungen für Schafherden im Bereich der Gemeinde Waldsolms ausgesprochen.
Ähnlich wie bei den Allgemeinverfügungen im Dezember des vergangenen Jahres und im April diesen Jahres dürfen sich Schafherden bewohnten Ortsteilen nicht dichter als irgendwie vermeidbar annähern. Schafe von außerhalb dürfen in das Gebiet der o. g. Gemeinden nicht hineingetrieben werden. Es gibt Vorschriften für das Ablammen der Schafe und der Ziegen sowie Vorschriften zur Behandlung von Nachgeburten und Totgeburten. Schließlich wird mit einer Vorschrift über ein Verbot des Genusses von Schafs- und Ziegenmilch versucht, die Übertragungen der Erkrankung auch auf diesem Weg sicher auszuschließen.
Bis jetzt sind in der Gemeinde Waldsolms 3 Q-Fieberfälle aufgetreten. Wie in den bisherigen Ausbruchsgebieten muss damit gerechnet werden, dass sich die Anzahl der tatsächlich Erkrankten rückblickend erhöhen wird. So sind seit Winter 2001 im Kreisgebiet mehr als 80 Personen als erkrankt registriert worden, die weitgehend wieder gesund sind. Die Allgemeinverfügung ist vorerst bis zum 31. August 2002 befristet. Allerdings wird eine mögliche Verlängerung vorbehalten. Weltweit verbreitet
Q-Fieber ist eine weltweit verbreitete von Tier zu Mensch übertragbare Infektionskrankheit durch den Erreger Coxiella burnetii. Er gehört zur Familie der Ricketsiaceae und vermehren sich ausschließlich innerhalb von Zellen (obligat intrazellulär). Coxiella burnetii befällt vor allem Schafe, Kühe und Ziegen. Er findet sich aber auch in Zecken, Wildtieren, Hunden und Katzen. Coxiella ist hochinfektiös, einige wenige Erreger genügen bereits. Primäre Überträger des Q-Fiebers sind in Europa Zecken der Gattung Dermacentor, die den langfristigen Infektionszyklus unterhalten. Nach Infektion von Ziegen oder Schafen gibt es mehrere Wege der Weiterverbreitung: Infektiöser Zeckenkot kann in der Schafwolle zurückbleiben und per Aerosol (Staub) weitere Infektionen verursachen, oder die Infektion kann über die Milch erkrankter Tiere weitergegeben werden. In der Praxis wohl am häufigsten ist der dritte Weg: Die Infektion führt beim trächtigen Muttertier zu einer Plazentitis mit sehr hohen Keimzahlen im plazentaren Gewebe. Bleibt die Nachgeburt im Gelände liegen, kann nach Austrocknung ein hochinfektiöses Aerosol entstehen. Das Aufwirbeln des Staubs reicht dann oft schon aus, um den Erreger zu übertragen.
Klinische Erscheinungen beim Menschen
Eine auffallende Besonderheit von Coxiella ist die sehr hohe Resistenz gegen Austrocknung und Lichtexposition, weshalb noch nach Monaten sekundäre Infektionen, vor allem durch Aerosole (Einatmen von erregerhaltigem Staub) möglich sind. Bei etwa ca. 50 Prozent der infizierten Menschen werden keinerlei Krankheitszeichen erkennbar. Die Diagnose Q-Fieber wird durch eine Blutuntersuchung gestellt.
Zwei klinische Varianten sind bekannt: Die akute und die chronische Form des Q-Fiebers. Bei der akuten Form kommt es nach Aerosolübertragung (sehr selten nach Zeckenbiß oder Genuß infizierter Milch) mit einer Inkubationszeit von ca. 20 Tagen in vielen Fällen nur zu einem milden, mehr oder weniger fieberhaften Infekt, in manchen Fällen aber auch zu einem hochfieberhaften Krankheitsbild mit Kopf- und Gliederschmerzen. Etwa die Hälfte der Erkrankten entwickelt eine Lungenentzündung (atypische Pneumonie). Komplikationen sind nicht selten, neben einer granulomatösen Hepatitis können Myo-Perikarditiden und Meningitiden auftreten. Die chronische Form führt häufig zu Endokarditiden, die nach einer Latenz von 3-20 Jahren beobachtet wurden.
In der Regel heilt Q-Fieber beim Menschen folgenlos aus, nur in seltenen Fällen kommt es zu einer langandauernden Infektion. Das Q-Fieber wird in der Regel mit Tetracyclinen (Doxycyclin (200 mg/d über 20 Tage) behandelt. Bei der chronischen Form reicht dies nicht aus, in diesem Fall muß über mehrere Monate bis Jahre mit einer Kombination aus Doxycyclin und Rifampicin oder Trimethoprim/Sulmethoxazol behandelt werden.