Metacam Rind und Schwein – Endotoxinblockade jetzt auch bei Mastitis mglich!

(aho) – Metacam 20 mg/ml, der 3-Tage-Langzeitentzndungshemmer der Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH ist jetzt auch in Deutschland zur Anwendung bei akuter Mastitis in Kombination mit einer geeigneten Antibiotika-Therapie zur Reduktion klinischer Symptome bei laktierenden Khen zugelassen. In der Schweiz war die Indikation Mastitis schon seit lngerer Zeit registriert.(1) Als weitere Indikation sind Atemwegserkrankungen bei Milchkhen und Rinder, Durchfallerkrankungen bei Klbern, MMA (Mastitis-Metritis-Agalactia-Syndrom) bei Sauen und Lahmheiten bei Schweinen zugelassen.

Dosierung / Anwendung / Wartezeit

Einmalige subkutane oder intravense Injektion in einer Dosierung von 0,5 mg Meloxicam/kg Krpergewicht (d.h. 2,5 ml/100 kg Krpergewicht) in Kombination mit einer geeigneten Antibiotika-Therapie.

Die Wartezeit wird bestimmt ber die Konzentration von aktivem Wirkstoff im entsprechenden Gewebe und betrgt bei Metacam fr essbare Gewebe bei Rindern und Khen 15 Tage und fr Milch 5 Tage. Bei Schweinen ist eine Wartezeit von 5 Tagen einzuhalten.
Die hervorragenden pharmakokinetischen Eigenschaften von Metacam ermglichen eine ausgeprgte, langanhaltende Entzndungshemmung, verbessertes Wohlbefinden und hhere Futteraufnahmen nach der Behandlung. Das bringt eine signifikant hhere Wirtschaftlichkeit therapeutischer Manahmen.

Metabolismus
Meloxicam, der Wirkstoff von Metacam 20 mg/ml findet sich nach subkutaner oder intravenser Applikation vorwiegend im Plasma und wird zu ber 98% an Plasmaproteine gebunden. Die Ausscheidung erfolgt hauptschlich ber die Milch und die Galle. Alle Hauptmetabolite haben sich als pharmakologisch inaktiv erwiesen, so dass zur Festlegung der Wartezeit aktiver Wirkstoff in der Milch zugrunde gelegt wurde.

Pharmakodynamik

Meloxicam ist ein nicht-steroidales Antiphlogistikum der Oxicam-Gruppe, (3) das die Prostaglandinsynthese hemmt und dadurch antiphlogistisch, antiexsudativ, analgetisch und antipyretisch wirkt. Meloxicam hat ebenfalls antiendotoxische Eigenschaften, da gezeigt werden konnte, dass es die durch intravense Gabe von E. coli-Endotoxin ausgelste Thromboxan B2-Produktion in Klbern hemmt.

Moleklbild: MeloxicamDer chemische Name lautet 4-hydroxy-2-methyl-N-(5-methyl-2-thiazolyl)-2H-1,2-benzothiazin-3-carboxamid-1,1-dioxid (4).
Wirksamkeit bei MastitisDie Wirksamkeit von Metacam bei Mastitis unter Beteiligung von Endotoxinen wurde mehrfach belegt. (5)
In einem Versuch wurde 17 Versuchskhen E.coli-Endotoxin in ein Hinterviertel, Kochsalzlsung ins andere Hinterviertel appliziert. 4 Stunden spter wurde i.v. entweder Metacam (0,5 mg/kg KG) oder Kochsalzlsung injiziert. Gegenber den Kontrolltieren wurde eine deutliche Reduzierung des Entzndungsparameters Thromboxan B2 in der Milch festgestellt (2, 4, 6, 20 h nach Metacam-Gabe). Darber hinaus zeigte die Metacam-Gruppe eine schnellere Reduktion von Schmerzempfinden und Fieber, sowie eine schnellere Rekonvaleszenz in Bezug auf die Pansenttigkeit und Normalisierung der Herz-und Atemfrequenz. (2)

Endotoxine bei Milchkhen

Leistungsdepressionen und Erkrankungen durch bakterielle Endotoxine bei hochleistenden Milchkhen werden oft nicht erkannt.
Was sind Endotoxine?
Bakterielle Endotoxine bilden mit Eiweien und Fettverbindungen (Lipopolysaccharide) dieuere Membran (Hlle) der meisten gram-negativen Bakterien wie zum Beispiel Colibakterien, Salmonellen; Pasteurellen oder Chlamydien. Obwohl sich die Endotoxine von Bakterienart zu Bakterienart unterscheiden ist doch der toxische Anteil, das sogenannte Lipoid A, bei allen Endotoxinen gleich. Dies erklrt, warum Endotoxine verschiedener Herkunft im Organismus gleiche schdigende Wirkung entfalten. Man findet Endotoxine bei gesunden Rindern, Schweinen und auch Menschen in gewaltigen Mengen im Darm, wo sie durch die normale bakterielle Aktivitt im Darm entstehen. Erst wenn die Darmwand durch stress – und krankheitsbedingte Durchblutungsstrungen geschdigt wird, knnen Endotoxine bzw. gram – negative Bakterien im Blutkreislauf auftauchen.
Ebenso werden Endotoxine freigesetzt, wenn durch eine antibiotische Behandlung gram-negative Bakterien zerstrt und die endotoxin-haltigen Bakterienmembranen zerfallen.
Es gibt immer mehr Ergebnisse aus Tiermodellen und klinischen Studien, die belegen, dass die Antibiotika-vermittelte Freisetzung von biologisch aktivem LPS zu einer Verschlechterung des klinischen Zustandes von Patienten fhrt. Paradoxerweise kann eine antimikrobielle Therapie bei Patienten ein Kreislaufversagen durch Endotoxin-Freisetzung auslsen.(6)


Strukturbild: Lipopolysaccharide

Was ist aus der Humanmedizin bekannt?

Whrend man in der Humanmedizin diesen „natrlichen Schadstoffen“ schon seit Jahren hchste Aufmerksamkeit schenkt, wird die ganze Tragweite der Bedeutung von Endotoxinen bei Milchkhen erst in neuerer Zeit durch eine Vielzahl von Untersuchungen deutlich. Dabei sind die Erkenntnisse aus der Humanmedizin hchst beunruhigend. Schon 1 mg Endotoxin aus Salmonellen (Salmonella minnesota) fhrt beim Menschen ohne medizinischer Behandlung zum septischen Schock mit Todesfolge.
Neue Anhaltspunkte fr einen Zusammenhang zwischen Herzinsuffizienz (Herzschwche) und Endotoxine liefern Forschungsergebnisse von der Franz-Volhard-Klinik der Charite in Berlin. Sie fanden erhhte Menge von Endotoxin im Blut von Herzerkrankten. War es bei den Patienten durch die Pumpschwche des Herzens zu demen (Wasseransammlungen im Gewebe) gekommen, so war die Endotoxinkonzentration auf das doppelte erhht.

Selbst fr eine vorzeitiger Wehenttigkeit und Frhgeburten werden Endotoxine bei Frauen verantwortlich gemacht. Im Tierexperiment konnte gezeigt werden, dass eine Endotoxinbelastung beim Muttertier das Gewicht der Ften um bis zu 25 Prozent reduziert.Wie wirken Endotoxine?

Gelangen durch dauerhaften Stress immer wieder Endotoxine in den Blutkreislauf, so knnen diese Endotoxine im Fettgewebe gespeichert werden. Hier sind sie zunchst unschdlich. Wird dann in der Laktation rasch viel Fettgewebe mobilisiert, so gelangen dann groe Mengen von Endotoxin wieder in den Blutkreislauf. Dies zeigt ganz deutlich, da es nicht gengt, nur unmittelbar vor dem Abkalben Hygiene und Management zu verbessern. ber die aus dem Fettgewebe freigesetzten Endotoxine rchen sich zurckliegende Hygiene-, Ftterungs- und Managementfehler.

Entzndungskaskade
Die Wirkung auf die Kuh hngt von der Menge des anflutenden Endotoxins ab. Im Blut sind Endotoxine an Bluteiwei gebunden und sind so zunchst neutralisiert. Erst wenn diese Neutralisierungskapazitt erschpft ist, wirkt freies Endotoxin auf die Zellen des Immunsystems und es entfaltet ihre schdigende Wirkung in vielen Teilen des Organismus. Es wird die sogenannte Arachidonsure-Entzndungskaskade ausgelst. An deren Ende werden durch Entzndungsmediatoren (Botenstoffe) die typischen Entzndungserscheinungen im gesamten Krper bzw. in einzelnen Organen hervorgerufen. Dies sind:

  • Geferweiterung (Vasodilatation) und Rtung
  • Schmerz
  • Erhhte Herzfrequenz
  • Fieber
  • Blutdruckabfall
  • Verschrfte Atmung
  • Schock
  • Blutgerinnsel in den Kapillaren (feine Blutgefe)
  • Schwchung des Immunsystems (Immunparalyse)
  • Ausscheidung

    Die Ausscheidung bzw. der Abbau von Endotoxinen erfolgt ber die Lunge, Milchdrse, Nieren, die Leber und die Galle. Dieser Vorgang dauert mehrere Wochen und ist fr ein Tier ein extrem belastender Vorgang, so da die Leistungsfhigkeit nicht optimal sein kann. Einige Wochen nachdem der Organismus mit Endotoxinen konfrontiert wurde, lassen sich auch Antikrper gegen diese Endotoxine nachweisen.
    HochleistungskheErst seit einigen Jahren widmet sich die veterinrmedizinische Forschung verstrkt dem Problem der Endotoxine. Leipziger Veterinrmediziner zeigen in der Fachzeitschrift „Tierrztliche Praxis“ (7) umfassende Zusammenhnge zwischen Endotoxinen und einer Vielzahl von Erkrankungen auf, von denen insbesondere frischabkalbende Hochleistungskhe betroffen sind. So gehren nach den neuesten Erkenntnissen auch Koliken, Mastitiden, Huf- und Klauenrehe, Labmagenverlagerung und Lipidosen (Stoffwechselstrungen) zu den Krankheiten, die mit der Wirkung von Endotoxinen assoziiert sind. Selbst Fruchtbarkeitsstrungen knnen Ausdruck einer erhhten endotoxischen Belastung sein.
    Die Veterinrmediziner hatten Hochleistungskhe mit und ohne Fieber an den ersten Tagen nach dem Abkalben untersucht. Tiere mit Fieber wurden ab dem ersten Fiebertag antibiotisch behandelt. Allen Frischabkalbern wurde einmal vor und bis zu fnfmal nach dem Abkalben Blut entnommen und auf freies Endotoxin untersucht. Durch die antibiotische Behandlung wurde ein Anstieg der Konzentration von freiem Endotoxin im Blutplasma ausgelst. Diese Endotoxine knnen die Energiemangelsituation der Hochleistungskuh im Frhpuerperium verstrken. Die Autoren der Studie pldieren dafr, die antibiotische Behandlung bei Hochleistungskhen mit Arzneimitteln zu kombinieren, die gezielt die durch Endotoxine angeschobene Entzndungskaskade ber lngere Zeit blockieren. Dies gilt insbesondere auch fr Infektionen wie z.B. Mastitiden (Euterentzndungen) bei hochtragenden Khen, da offensichtlich ein Zusammenhang zwischen vorzeitiger Wehenttigkeit und Frhgeburten bestehen. Diese Beobachtung wurde auch in der Humanmedizin und in Tierversuchungen gemacht.

    In der Praxis wird hufig der Wirkstoff Meloxicam (Metacam) per Injektion eingesetzt, da Meloxicam gezielt die Entzndungskaskade (peripher) blockiert und Endotoxin-Wirkungen neutralisiert. Da Meloxicam die Entzndungskaskade fr mehr als einen Tag blockiert, sind Nachinjektionen meist nicht erforderlich.

    Literatur:

    1. CliniPharm: Tierarzneimittelkompendium der Schweiz, 10.03.02

    2. Schmidt H.: „Ingelheimer Dialog 1998“,Ingelheim am 29. November 1998
    3. Henderson AJ, Hackett IJ, Ganz H & Justus C: Klinische Wirksamkeit und Vertrglichkeit von Metacam
    Prakt Tierarzt 3: 179 – 189, 1994
    4. Busch U, Schmid J, Heinzel G, Schmaus H, Baierl J et al: Pharmacokinetics of meloxicam in animals and the relevance to humans. Drug Metab Dispos 26(6): 576 – 584, 1998
    5. A. Banting, H. Schmidt and S. Banting: Efficacy of Meloxicam in lactating cows with E. coli endotoxin induced mastitis J. Vet. Pharmacol. – Therap 23, Suppl. 1, E4, 2000
    6. Heinemann M. und M. Trautmann: Sepsis und Antibiotika-induzierte Freisetzung von Endotoxinen – Konsequenzen fr die Therapie? Chemotherapie Journal, 8. Jahrgang Heft 5: 176 – 182, 1999
    7. Fritsche D., M. Frll, L. Jkel, Monika Krger Der Einflu freier Endotoxine auf den Intermedirstoffwechsel des Hochleistungsrindes im peripartalen Zeitraum Tierrztliche Praxis Grotiere 28: 264-270, 2000

Metacam Rind und Schwein – Endotoxinblockade jetzt auch bei Mastitis mglich!

(aho) – Metacam 20 mg/ml, der 3-Tage-Langzeitentzndungshemmer der Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH ist jetzt auch in Deutschland zur Anwendung bei akuter Mastitis in Kombination mit einer geeigneten Antibiotika-Therapie zur Reduktion klinischer Symptome bei laktierenden Khen zugelassen. In der Schweiz war die Indikation Mastitis schon seit lngerer Zeit registriert.(1) Als weitere Indikation sind Atemwegserkrankungen bei Milchkhen und Rinder, Durchfallerkrankungen bei Klbern, MMA (Mastitis-Metritis-Agalactia-Syndrom) bei Sauen und Lahmheiten bei Schweinen zugelassen.

Dosierung / Anwendung / Wartezeit

Einmalige subkutane oder intravense Injektion in einer Dosierung von 0,5 mg Meloxicam/kg Krpergewicht (d.h. 2,5 ml/100 kg Krpergewicht) in Kombination mit einer geeigneten Antibiotika-Therapie.

Die Wartezeit wird bestimmt ber die Konzentration von aktivem Wirkstoff im entsprechenden Gewebe und betrgt bei Metacam fr essbare Gewebe bei Rindern und Khen 15 Tage und fr Milch 5 Tage. Bei Schweinen ist eine Wartezeit von 5 Tagen einzuhalten.
Die hervorragenden pharmakokinetischen Eigenschaften von Metacam ermglichen eine ausgeprgte, langanhaltende Entzndungshemmung, verbessertes Wohlbefinden und hhere Futteraufnahmen nach der Behandlung. Das bringt eine signifikant hhere Wirtschaftlichkeit therapeutischer Manahmen.

Metabolismus
Meloxicam, der Wirkstoff von Metacam 20 mg/ml findet sich nach subkutaner oder intravenser Applikation vorwiegend im Plasma und wird zu ber 98% an Plasmaproteine gebunden. Die Ausscheidung erfolgt hauptschlich ber die Milch und die Galle. Alle Hauptmetabolite haben sich als pharmakologisch inaktiv erwiesen, so dass zur Festlegung der Wartezeit aktiver Wirkstoff in der Milch zugrunde gelegt wurde.

Pharmakodynamik

Meloxicam ist ein nicht-steroidales Antiphlogistikum der Oxicam-Gruppe, (3) das die Prostaglandinsynthese hemmt und dadurch antiphlogistisch, antiexsudativ, analgetisch und antipyretisch wirkt. Meloxicam hat ebenfalls antiendotoxische Eigenschaften, da gezeigt werden konnte, dass es die durch intravense Gabe von E. coli-Endotoxin ausgelste Thromboxan B2-Produktion in Klbern hemmt.

Moleklbild: MeloxicamDer chemische Name lautet 4-hydroxy-2-methyl-N-(5-methyl-2-thiazolyl)-2H-1,2-benzothiazin-3-carboxamid-1,1-dioxid (4).
Wirksamkeit bei MastitisDie Wirksamkeit von Metacam bei Mastitis unter Beteiligung von Endotoxinen wurde mehrfach belegt. (5)
In einem Versuch wurde 17 Versuchskhen E.coli-Endotoxin in ein Hinterviertel, Kochsalzlsung ins andere Hinterviertel appliziert. 4 Stunden spter wurde i.v. entweder Metacam (0,5 mg/kg KG) oder Kochsalzlsung injiziert. Gegenber den Kontrolltieren wurde eine deutliche Reduzierung des Entzndungsparameters Thromboxan B2 in der Milch festgestellt (2, 4, 6, 20 h nach Metacam-Gabe). Darber hinaus zeigte die Metacam-Gruppe eine schnellere Reduktion von Schmerzempfinden und Fieber, sowie eine schnellere Rekonvaleszenz in Bezug auf die Pansenttigkeit und Normalisierung der Herz-und Atemfrequenz. (2)

Endotoxine bei Milchkhen

Leistungsdepressionen und Erkrankungen durch bakterielle Endotoxine bei hochleistenden Milchkhen werden oft nicht erkannt.
Was sind Endotoxine?
Bakterielle Endotoxine bilden mit Eiweien und Fettverbindungen (Lipopolysaccharide) dieuere Membran (Hlle) der meisten gram-negativen Bakterien wie zum Beispiel Colibakterien, Salmonellen; Pasteurellen oder Chlamydien. Obwohl sich die Endotoxine von Bakterienart zu Bakterienart unterscheiden ist doch der toxische Anteil, das sogenannte Lipoid A, bei allen Endotoxinen gleich. Dies erklrt, warum Endotoxine verschiedener Herkunft im Organismus gleiche schdigende Wirkung entfalten. Man findet Endotoxine bei gesunden Rindern, Schweinen und auch Menschen in gewaltigen Mengen im Darm, wo sie durch die normale bakterielle Aktivitt im Darm entstehen. Erst wenn die Darmwand durch stress – und krankheitsbedingte Durchblutungsstrungen geschdigt wird, knnen Endotoxine bzw. gram – negative Bakterien im Blutkreislauf auftauchen.
Ebenso werden Endotoxine freigesetzt, wenn durch eine antibiotische Behandlung gram-negative Bakterien zerstrt und die endotoxin-haltigen Bakterienmembranen zerfallen.
Es gibt immer mehr Ergebnisse aus Tiermodellen und klinischen Studien, die belegen, dass die Antibiotika-vermittelte Freisetzung von biologisch aktivem LPS zu einer Verschlechterung des klinischen Zustandes von Patienten fhrt. Paradoxerweise kann eine antimikrobielle Therapie bei Patienten ein Kreislaufversagen durch Endotoxin-Freisetzung auslsen.(6)


Strukturbild: Lipopolysaccharide

Was ist aus der Humanmedizin bekannt?

Whrend man in der Humanmedizin diesen „natrlichen Schadstoffen“ schon seit Jahren hchste Aufmerksamkeit schenkt, wird die ganze Tragweite der Bedeutung von Endotoxinen bei Milchkhen erst in neuerer Zeit durch eine Vielzahl von Untersuchungen deutlich. Dabei sind die Erkenntnisse aus der Humanmedizin hchst beunruhigend. Schon 1 mg Endotoxin aus Salmonellen (Salmonella minnesota) fhrt beim Menschen ohne medizinischer Behandlung zum septischen Schock mit Todesfolge.
Neue Anhaltspunkte fr einen Zusammenhang zwischen Herzinsuffizienz (Herzschwche) und Endotoxine liefern Forschungsergebnisse von der Franz-Volhard-Klinik der Charite in Berlin. Sie fanden erhhte Menge von Endotoxin im Blut von Herzerkrankten. War es bei den Patienten durch die Pumpschwche des Herzens zu demen (Wasseransammlungen im Gewebe) gekommen, so war die Endotoxinkonzentration auf das doppelte erhht.

Selbst fr eine vorzeitiger Wehenttigkeit und Frhgeburten werden Endotoxine bei Frauen verantwortlich gemacht. Im Tierexperiment konnte gezeigt werden, dass eine Endotoxinbelastung beim Muttertier das Gewicht der Ften um bis zu 25 Prozent reduziert.Wie wirken Endotoxine?

Gelangen durch dauerhaften Stress immer wieder Endotoxine in den Blutkreislauf, so knnen diese Endotoxine im Fettgewebe gespeichert werden. Hier sind sie zunchst unschdlich. Wird dann in der Laktation rasch viel Fettgewebe mobilisiert, so gelangen dann groe Mengen von Endotoxin wieder in den Blutkreislauf. Dies zeigt ganz deutlich, da es nicht gengt, nur unmittelbar vor dem Abkalben Hygiene und Management zu verbessern. ber die aus dem Fettgewebe freigesetzten Endotoxine rchen sich zurckliegende Hygiene-, Ftterungs- und Managementfehler.

Entzndungskaskade
Die Wirkung auf die Kuh hngt von der Menge des anflutenden Endotoxins ab. Im Blut sind Endotoxine an Bluteiwei gebunden und sind so zunchst neutralisiert. Erst wenn diese Neutralisierungskapazitt erschpft ist, wirkt freies Endotoxin auf die Zellen des Immunsystems und es entfaltet ihre schdigende Wirkung in vielen Teilen des Organismus. Es wird die sogenannte Arachidonsure-Entzndungskaskade ausgelst. An deren Ende werden durch Entzndungsmediatoren (Botenstoffe) die typischen Entzndungserscheinungen im gesamten Krper bzw. in einzelnen Organen hervorgerufen. Dies sind:

  • Geferweiterung (Vasodilatation) und Rtung
  • Schmerz
  • Erhhte Herzfrequenz
  • Fieber
  • Blutdruckabfall
  • Verschrfte Atmung
  • Schock
  • Blutgerinnsel in den Kapillaren (feine Blutgefe)
  • Schwchung des Immunsystems (Immunparalyse)
  • Ausscheidung

    Die Ausscheidung bzw. der Abbau von Endotoxinen erfolgt ber die Lunge, Milchdrse, Nieren, die Leber und die Galle. Dieser Vorgang dauert mehrere Wochen und ist fr ein Tier ein extrem belastender Vorgang, so da die Leistungsfhigkeit nicht optimal sein kann. Einige Wochen nachdem der Organismus mit Endotoxinen konfrontiert wurde, lassen sich auch Antikrper gegen diese Endotoxine nachweisen.
    HochleistungskheErst seit einigen Jahren widmet sich die veterinrmedizinische Forschung verstrkt dem Problem der Endotoxine. Leipziger Veterinrmediziner zeigen in der Fachzeitschrift „Tierrztliche Praxis“ (7) umfassende Zusammenhnge zwischen Endotoxinen und einer Vielzahl von Erkrankungen auf, von denen insbesondere frischabkalbende Hochleistungskhe betroffen sind. So gehren nach den neuesten Erkenntnissen auch Koliken, Mastitiden, Huf- und Klauenrehe, Labmagenverlagerung und Lipidosen (Stoffwechselstrungen) zu den Krankheiten, die mit der Wirkung von Endotoxinen assoziiert sind. Selbst Fruchtbarkeitsstrungen knnen Ausdruck einer erhhten endotoxischen Belastung sein.
    Die Veterinrmediziner hatten Hochleistungskhe mit und ohne Fieber an den ersten Tagen nach dem Abkalben untersucht. Tiere mit Fieber wurden ab dem ersten Fiebertag antibiotisch behandelt. Allen Frischabkalbern wurde einmal vor und bis zu fnfmal nach dem Abkalben Blut entnommen und auf freies Endotoxin untersucht. Durch die antibiotische Behandlung wurde ein Anstieg der Konzentration von freiem Endotoxin im Blutplasma ausgelst. Diese Endotoxine knnen die Energiemangelsituation der Hochleistungskuh im Frhpuerperium verstrken. Die Autoren der Studie pldieren dafr, die antibiotische Behandlung bei Hochleistungskhen mit Arzneimitteln zu kombinieren, die gezielt die durch Endotoxine angeschobene Entzndungskaskade ber lngere Zeit blockieren. Dies gilt insbesondere auch fr Infektionen wie z.B. Mastitiden (Euterentzndungen) bei hochtragenden Khen, da offensichtlich ein Zusammenhang zwischen vorzeitiger Wehenttigkeit und Frhgeburten bestehen. Diese Beobachtung wurde auch in der Humanmedizin und in Tierversuchungen gemacht.

    In der Praxis wird hufig der Wirkstoff Meloxicam (Metacam) per Injektion eingesetzt, da Meloxicam gezielt die Entzndungskaskade (peripher) blockiert und Endotoxin-Wirkungen neutralisiert. Da Meloxicam die Entzndungskaskade fr mehr als einen Tag blockiert, sind Nachinjektionen meist nicht erforderlich.

    Literatur:

    1. CliniPharm: Tierarzneimittelkompendium der Schweiz, 10.03.02

    2. Schmidt H.: „Ingelheimer Dialog 1998“,Ingelheim am 29. November 1998
    3. Henderson AJ, Hackett IJ, Ganz H & Justus C: Klinische Wirksamkeit und Vertrglichkeit von Metacam
    Prakt Tierarzt 3: 179 – 189, 1994
    4. Busch U, Schmid J, Heinzel G, Schmaus H, Baierl J et al: Pharmacokinetics of meloxicam in animals and the relevance to humans. Drug Metab Dispos 26(6): 576 – 584, 1998
    5. A. Banting, H. Schmidt and S. Banting: Efficacy of Meloxicam in lactating cows with E. coli endotoxin induced mastitis J. Vet. Pharmacol. – Therap 23, Suppl. 1, E4, 2000
    6. Heinemann M. und M. Trautmann: Sepsis und Antibiotika-induzierte Freisetzung von Endotoxinen – Konsequenzen fr die Therapie? Chemotherapie Journal, 8. Jahrgang Heft 5: 176 – 182, 1999
    7. Fritsche D., M. Frll, L. Jkel, Monika Krger Der Einflu freier Endotoxine auf den Intermedirstoffwechsel des Hochleistungsrindes im peripartalen Zeitraum Tierrztliche Praxis Grotiere 28: 264-270, 2000